/ 24.10.2013
Stephan Stetter (Hrsg.)
Ordnung und Wandel in der Weltpolitik. Konturen einer Soziologie der Internationalen Beziehungen
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Leviathan Sonderband 28/2013); 331 S.; pb., 49,- €; ISBN 978-3-8487-0001-1Dieser Band stellt Analysen der Weltpolitik vor, die durch die „Soziologisierung“ der Internationalen Beziehungen (IB) einerseits und die „Entgrenzung“ der Soziologie über den Nationalstaat hinaus andererseits möglich werden. Damit wird, wie Stephan Stetter betont, die Soziologie der Internationalen Beziehungen als transdisziplinärer Zugriff auf globale Transformationen von Politik und Gesellschaft verstanden. Alle Beiträge mit Ausnahme der Einleitung und der beiden disziplinären Stellungnahmen durch Michael Zürn (für die IB) und Wolfgang Bonß (für die Soziologie) sind von Tandems aus eher soziologisch und eher politologisch verorteten Autor_innen verfasst, die Themen an den Schnittstellen beider Disziplinen beleuchten. Diese Schnittstellen fußen, wie Stetter schreibt, auf dem geteilten Interesse an Modernisierungs‑ und Globalisierungsprozessen als geschichtlich eingebettete Tiefenstrukturen internationaler Ordnung. Gestellt wird damit auch die Frage nach deren Wandelbarkeit. Der Blick ist dabei historisch‑soziologisch, geschärft durch die großen Sozialtheorien von Marx über Luhmann bis Bourdieu. Prozesse der Rationalisierung und Verwissenschaftlichung, die Herausbildung und zunehmende Autorität der Figur des Experten, das Spannungsverhältnis von Globalität und Hybridität oder von Tradition und Moderne, die Entstehung moderner Akteurskonzepte oder auch Logiken der Inklusion und Exklusion im Prozess der Globalisierung sind Phänomene, für die eine Soziologie der Internationalen Beziehungen „sozialtheoretisch belastbare Beschreibungen“ (41) anbiete, so Stetter. Der Band eignet sich sowohl als Einführung in die sozialtheoretische Analyse der Weltpolitik als auch für vertiefte Lektüren, etwa zum Thema soziale Differenzierung im Kontext der Staatenwelt (Albert und Mahlert) oder zur Herausbildung moderner Subjektfiguren wie dem Soldaten oder dem Beamten (Reckwitz und Schlichte). Diese Bestandsaufnahme bietet eine gehaltvolle Referenz für sozialtheoretisch und historisch orientierte Forschung zur Weltpolitik. Sie verdeutlicht aber auch den derzeitigen kulturalistischen Einschlag soziologischer IB. Sprachliche und kulturelle Aspekte der Globalisierung finden hier weit mehr Beachtung als ökonomische Transformationen und Machtverhältnisse. Dies ist allerdings kein systematischer Einwand gegen die hier vorgestellte Soziologie der IB, in der die politische Ökonomie des Globalen schon angelegt ist und die den wichtigen Dialog über staatenübergreifende soziale (Macht‑)Verhältnisse sicherlich befördern wird.
Tine Hanrieder (CTH)
M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 4.3
Empfohlene Zitierweise: Tine Hanrieder, Rezension zu: Stephan Stetter (Hrsg.): Ordnung und Wandel in der Weltpolitik. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36339-ordnung-und-wandel-in-der-weltpolitik_44601, veröffentlicht am 24.10.2013.
Buch-Nr.: 44601
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M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
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