Den Grundstein für den sehr viel später einsetzenden Erinnerungsboom bzw. die bis heute angewachsene „heritage industry“ legten die kulturwissenschaftlichen Gedächtniskonzepte von Maurice Halbwachs und Aby Warburg in den 20er-Jahren. Aber erst in den 80er-Jahren fand das Gedächtnis-Thema in der kulturhistorischen Forschung wieder Interesse. Hierbei war es besonders Pierre Nora mit seinen „lieux de mémoire“, die sich als das international einflussreichste Konzept erwiesen. Daran angelehnt, haben sich auch im deutschsprachigen Raum seit den 90er-Jahren zahlreiche Forscher mit den „Deutschen Erinnerungsorten“ beschäftigt, jedoch überwiegend mit dem Schwerpunkt Holocaust und Zweiter Weltkrieg. Dieses Kompendium mit über 350 Gedenkorten und Erinnerungszeichen (darunter 30 in den alten Bundesländern) knüpft an das zweibändige Werk der Bundeszentrale für politische Bildung „Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus“ an, richtet aber den Blick auf die Geschichte der Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR. Neben den einzelnen Einträgen zu Erinnerungsorten, Museen, Gedenktafeln und -steinen geben weiterführende Literaturangaben und sieben Überblicksdarstellungen ergänzende Informationen zu Themen wie „Sowjetische Speziallager in Deutschland“, „Politischer Strafvollzug und Haftanstalten in der DDR“, „Opposition und Widerstand“ und „Grenzregime und Mauerbau“. Mit diesem Band wird ein wichtiger Teil der Verbrechensdimensionen des Stalinismus bzw. Kommunismus aufgearbeitet, der bislang nur teilweise Eingang in die gesamtdeutsche Erinnerungskultur gefunden hat.