Diss. phil. TU Dresden; Begutachtung: K.‑D. Henke, G. Heydemann. – Maria Magdalena Verburg widmet sich den historischen Wurzeln und wesentlichen Entwicklungslinien der ostdeutschen Dritte‑Welt‑Gruppen von den frühen 1980er‑ bis zu den späten 1990er‑Jahren. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung stehen „die Konzepte, die praktische Arbeit und die Bestandsentwicklung der ostdeutschen Dritte‑Welt‑Initiativen“ (11) sowie deren teils ambivalentes Verhältnis zu den entwicklungspolitischen Institutionen der DDR. Sowohl hinsichtlich ihrer personellen Basis, ihrer finanziellen Ausstattung als auch ihrer „Möglichkeiten der Institutionalisierung“ (51) unterschieden sich die ostdeutschen Dritte‑Welt‑Gruppen doch erheblich von ihren westdeutschen Pendants. Von den ca. 40 Gruppen, die in der DDR aktiv waren, besaßen die wenigsten hauptamtliches Personal oder eigene Geschäftsräume. Ferner blieb den Dritte‑Welt‑Engagierten auch der Zugang zu den jeweiligen Bezugsländern ihrer Solidarität (Nicaragua, El Salvador, Mosambik etc.) aufgrund der eingeschränkten beziehungsweise fehlenden Reisefreiheit verwehrt: Die Lebenswirklichkeit vor Ort war ihnen nahezu unbekannt, die persönliche Kontaktaufnahme kaum möglich und die Durchführung eigener Hilfsprojekte im Ausland ausgeschlossen. Erst im Zuge des politischen Umbruches (1989/90) setzte eine zunehmende Professionalisierung und vor allem Internationalisierung der ostdeutschen Dritte‑Welt‑Bewegung ein – wenngleich sie auch in der Folgezeit eher eine Randerscheinung blieb. Verburg liefert einen soliden und wichtigen Beitrag zur weiteren Bearbeitung dieses speziellen Themenfeldes, das in der wissenschaftlichen Literatur bisher wenig Beachtung gefunden hat. Zudem ermöglichen Verburgs Analysen einen ersten Einblick auf die „wechselvollen Beziehungen zwischen ost‑ und westdeutschen Dritte‑Welt‑Gruppen“ (200) vor und nach 1989/90.