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/ 22.06.2013
Volker Kronenberg

Patriotismus 2.0. Gemeinwohl und Bürgersinn in der Bundesrepublik Deutschland

München: Olzog 2010; 144 S.; brosch., 26,90 €; ISBN 978-3-7892-8316-1
Die „postnationale Perspektive“ habe sich bei der realpolitischen Probe am 9. November 1989 als „provinzielle Denkfigur“ (66) entpuppt, behauptet der Politikwissenschaftler Kronenberg und greift in diesem Essay noch einmal das Thema seiner Habilitationsschrift (siehe Buch-Nr. 26624) auf: Patriotismus. Dieses Mal ergänzt er den Begriff um den Zusatz „2.0“, um ihn „von früheren Nutzungsarten“ (9) abzugrenzen. Kronenberg konstatiert eine Renaissance des Patriotismus seit 1990, für die es mehrere Gründe gebe. Dazu zählten die demografische Krise, in der sich das Land befinde, die lange „ignorierten integrationspolitischen Herausforderungen“ (69), europa- und sicherheitspolitische Aufgaben sowie eine „geschichtspolitische Perspektivenweitung“ – „Auschwitz“ werde nun nicht mehr „zum alleinigen Gründungsmythos der Bundesrepublik“ erklärt, es zählten auch etwa die „Ereignisse von 1848, 1919, 1944, 1953 oder 1989“ (69), so Kronenberg, der über Ernst Nolte promovierte und auch öffentlich für ihn eintrat. Im Hauptteil des Buches beschäftigt sich Kronenberg mit dem gegenwärtigen Umgang mit der Geschichte, mit Integration und Bürgergesellschaft, europäischer Einigung, Globalisierung und der Frage, welche Aufgabe der Patriotismus am Hindukusch erfüllt. Abschließend sind die wichtigsten Aussagen noch einmal in zehn Thesen zusammengefasst. So schreibt Kronenberg dem Patriotismus, der sich im staatsbürgerlichen Handeln konkretisiere, eine emotionale Dimension zu, er sei weder rechts noch links und im Sinne eines „freiheitlichen Republikanismus“ (131) zu verstehen. Außerdem sollte der Patriotismus laut Kronenberg „ein wichtiger Kompass im Prozess einer erfolgreichen Integration von Zuwanderern sein“ (132). Spätestens mit diesem Argument dürfte deutlich sein, warum der im Untertitel auch genannte Bürgersinn in den Augen Kronenbergs nicht ausreicht: Er ist politisch zu offen. Und dass deutsche Soldaten notfalls „im Dienste der Freiheit und der Sicherheit“ sterben, scheint dem Autor kein ungewöhnlicher Gedanke zu sein, er meint nur, ihnen sei „mit angemessenen Ehrungen zu gedenken“ (133). Dieser „Patriotismus 2.0“ sei „fundamental“ für die „‚Berliner Republik’“ (134), schreibt er zum Abschluss dieser politischen Positionierung.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.352.31 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Volker Kronenberg: Patriotismus 2.0. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32732-patriotismus-20_39090, veröffentlicht am 14.09.2010. Buch-Nr.: 39090 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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