Die hier präsentierten Reflexionen stehen im Kontext des Dekonstruktivismus und der Wiederentdeckung des Rhetorischen, welche nicht nur in der Philosophie, sondern z. B. in der Rechtstheorie seit einiger Zeit gewinnbringend diskutiert werden. Diesem thematischen Hintergrund entspricht zum einen Liepold-Mossers - für politikphilosophische Überlegungen eher ungewöhnlicher - Rekurs auf Autoren wie Nietzsche, Derrida und Foucault. Zum anderen erklärt sich von daher die Konzentration des Autoren auf die Sprache als seinem zentralen Gegenstand. Bedenkt man, daß schon Platon und Aristoteles Sprache und Politik in einen engen Zusammenhang stellten, so ahnt man die prinzipielle Fruchtbarkeit der Herangehensweise des Verfassers. In der Tat eröffnen die Überlegungen der ersten Kapitel eine spannende Perspektive auf den Charakter des Sozialen, das als durch die Performanz der Sprache konstituiert vorgestellt wird. Als Konsequenz hieraus ergibt sich eine spezifische Unabgeschlossenheit und Heterogenität des Sozialen - ein Ergebnis, das zwar an sich keineswegs neu ist, hier aber unter originellen Gesichtspunkten entwickelt wird. Von der Pluralität des Sozialen ausgehend, stellt die klassische politische Philosophie die Frage, wie die Vielheit der Gesellschaft dennoch als Einheit repräsentiert wird. Zeitgenössische Ansätze wie Luhmanns Systemtheorie verfolgen, wie Gesellschaft die Komplexität in sozialen Systemen bewältigt - auch ohne einheitliche Repräsentation. Obgleich es sich förmlich aufdrängt, behandelt der Verfasser dies alles jedoch nicht. Den Grund hierfür wird man in Liepold-Mossers ungeklärtem Verständnis des Politischen ebenso wie im Mangel einer Rückbindung seiner Reflexionen an präzise politikphilosophische Fragestellungen suchen müssen. So verliert sich seine Studie nach dem spannenden Auftakt leider in philosophischer Poesie. Was bleibt sind Anregungen zum Weiterdenken.