Die Analyse und Beschreibung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen im Europa des 20. Jahrhunderts ist das Ziel der von Hesse, Kleinschmidt, Reckendrees und Stokes herausgegebenen Reihe, deren erster Band einen allgemeinen Überblick liefert. Alle Beiträge des Sammelbandes teilen dabei eine gemeinsame Herangehensweise, nämlich die Untersuchung sozioökonomischer Entwicklungen, die sich nicht mit der Betrachtung unterschiedlicher nationaler Zusammenhänge begnügt, sondern stets auch die globalen Umstände berücksichtigt. Thematisch wird eine Vielzahl an wirtschaftlichen und sozialen Fragen behandelt, wobei etablierte Ansätze und neue Herangehensweisen gleichermaßen vorgestellt werden. So nimmt beispielsweise Ferry de Goey in seinem Beitrag eine Bestandsaufnahme des Varieties‑of‑Capitalism‑Ansatzes vor, während Hein A. M. Klemann und Ben Wubs eine besondere Untersuchung des Rheins als transnationalem Wirtschaftsraum liefern. Abgesehen davon befasst sich der Band mit vielen weiteren Aspekten, darunter Arbeitsbeziehungen, Agrarpolitik und Finanzordnung und liefert somit einen guten Ausgangspunkt für Untersuchungen in allen bedeutenden Bereichen der europäischen Wirtschafts‑ und Sozialordnung. Auch wenn die Beiträge jeweils einen kompakten und gut strukturierten Überblick über die einzelnen Themen liefern, fallen die Perspektiven, die der Titel des Buches andeutet, häufig etwas dürftig aus. Die Einbeziehung globaler Zusammenhänge ist zwar immer präsent (mit Verweisen auf den Wiener Kongress, die beiden Weltkriege und den Ost‑West‑Konflikt), explizite Forschungsdesiderate oder andere mögliche Anknüpfungen werden jedoch nur selten klar formuliert. Es wird also an den weiteren Titeln der Reihe liegen, die Darstellung der Geschichte mit Schlussfolgerungen für die Zukunft zu verknüpfen.