/ 22.06.2013
Dittmar Dahlmann / Margrit Schulte Beerbühl (Hrsg.)
Perspektiven in der Fremde? Arbeitsmarkt und Migration von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart
Essen: Klartext 2011 (Migration in Geschichte und Gegenwart 6); 523 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-8375-0479-8Arbeiten zur Migration haben in den letzten Monaten eine Phase der Hochkonjunktur erlebt. Ursachen sind – neben aktuellen Anlässen wie beispielsweise der Sarrazin-Debatte – vor allem die zahlreichen Wanderungsbewegungen der letzten Jahrzehnte. Die zwei Historiker, die den Sammelband herausgeben, knüpfen daran an und erweitern das Spektrum der Migrationsforschung. Es wird das Verhältnis von Arbeitsmarkt und Migration aus einer Langzeitperspektive betrachtet. Diese Verknüpfung zweier Forschungsgebiete liefert neue Erkenntnisse zu Migrationsbewegungen. So waren Arbeitswanderungen zwischen dem 7. und 19. Jahrhundert eine der wichtigsten Erscheinungsformen der frühindustriellen Phase. Als Akteure auf dem Arbeitsmarkt zählen neben Arbeitgebern und -nehmern auch Interessenorganisation sowie der Staat. Wurden im Mittelalter noch auf sogenannten Gesindemärkten Lohn- und Arbeitsbedingungen verhandelt, so gibt es in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert eine Sozialversicherung und eine staatliche Arbeitsvermittlung. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde kriegsbedingt ein Rückgang von Arbeitsbewegungen verzeichnet, seit 1945 erhielt die Migration allerdings eine neue Dynamik. In den 50er-Jahren wanderten noch knapp 65.000 Deutsche pro Jahr aus. Das prägendste Merkmal der europäischen Migrationsbeziehungen aber bildeten bilaterale Anwerbeverträge zur Lenkung der Wanderungsströme. Diese Anwerbeverträge etwa zwischen Deutschland und Italien 1955 oder Deutschland und Griechenland 1960 initiierten Migrationsbewegungen, die neue Arbeitskräfte nach Deutschland brachten. Die Autoren dieses Sammelbandes vermitteln an ausgewählten Beispielen einen Überblick über den Wandel der Beziehungen von Migration und Arbeitsmärkten seit dem 17. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt nicht nur auf Deutschland und Europa. Auch Arbeitsbewegungen nach Amerika werden thematisiert. Es wird ein tiefer Einblick in unterschiedliche Migrationssituationen gewährt. Dabei geht es auch um die Entwicklung und Struktur von Migrationen sowie Fragen zur Identität. Die heutige Migrationspolitik wird folgendermaßen charakterisiert: Einerseits werden unerwünschte Einwanderer abgewehrt, andererseits Hochqualifizierte angeworben.
Mario-Gino Harms (MGH)
Dipl.Pol., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.42 | 2.31 | 2.342 | 2.4 | 2.61 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Mario-Gino Harms, Rezension zu: Dittmar Dahlmann / Margrit Schulte Beerbühl (Hrsg.): Perspektiven in der Fremde? Essen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33683-perspektiven-in-der-fremde_40342, veröffentlicht am 10.05.2011.
Buch-Nr.: 40342
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Dipl.Pol., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
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