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/ 04.06.2013
Jan Szaif

Platons Begriff der Wahrheit

Freiburg i. Br.: Verlag Karl Alber 1998 (Symposion 104); 561 S.; 2., durchges. Aufl., Studienausgabe; kart., 98,- DM; ISBN 3-495-47881-7
Philos. Diss. FU Berlin; Erstgutachter: E. Tugendhat. - Ziel der Arbeit ist es, zwei unterschiedliche Wahrheitskonzeptionen im Gesamtwerk Platons herauszuarbeiten, diesen entsprechende Werkphasen zuzuordnen sowie deren systematischen Zusammenhang zu diskutieren. Erste Anhaltspunkte liefert eine Analyse der normalsprachlichen Verwendung von "Wahrheit" und "wahr" in den frühen Dialogen Platons, in denen die Entwicklung eines spezifisch philosophischen Wahrheitsbegriffs noch nicht thematisiert wird. Jedoch verweist der normalsprachliche Gebrauch von "Alétheia" bereits auf Bedeutungen wie "Echtheit" (16) und "Wirklichkeit" (57), die auf eine Wahrheitskonzeption hindeuten, deren ontologische und epistemische Bezüge im mittleren Werk, insbesondere im Phaidon und in der Politeia theoretisch ausgearbeitet werden. Wahrheit bezieht sich hierbei auf die Gegenstände des kontemplativen Erkennens: als Kennzeichnung der wahren Ideen, denen allein wirkliche Existenz zugesprochen wird. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf Platons strikter Abgrenzung von "Erkenntnis" und "Meinung" "als theoretische Fundierung des ontologischen Wahrheitsbegriffes" (183). Gegenstände des bloß "erscheinenden", sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeitsbereiches werden dabei jedoch nicht als schlechthin falsch, sondern lediglich als eine "defiziente Form von Kognition" (20) kontrastiert. Erst im Spätwerk (Theaitetos, Sophistes) thematisiert Platon die "Aporien des Falschen und Nichtseienden" (20) als eine "Konzeption von Urteilsfalschheit" (330). Der Wahrheitsbegriff wird somit im Urteilsakt an die logische Struktur elementarer Aussagen gebunden. Obgleich sich eine Synthese der beiden Wahrheitskonzeptionen im Werk Platons nicht nachweisen läßt, zeigt die Studie, daß ebenso für Platons Ideenlehre Wahrheit auch als eine Eigenschaft von Aussagen und Urteilen systematisch vorausgesetzt werden muß. - Diese Auflage der Studie weist inhaltlich keine Änderungen auf.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 5.31 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Jan Szaif: Platons Begriff der Wahrheit Freiburg i. Br.: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5250-platons-begriff-der-wahrheit_6898, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6898 Rezension drucken
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