/ 30.04.2014
Alain Badiou
Platons "Staat" Dialog in einem Prolog, sechzehn Kapiteln und einem Epilog. Aus dem Französischen von Heinz Jatho
Zürich/Berlin: diaphanes 2013; 388 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-03734-318-0„Warum […] soll man ein solches Buch schreiben, das letzten Endes weder wirklich von Platon, noch von einem selbst ist?“ (10) Für Alain Badiou liegt die Sache auf der Hand, denn in Platon findet sich der Zugang zu einem heute scheinbar unmöglichen Objekt: dem der ewigen Wahrheit. Um dieses Verständnis wieder freizulegen, aktualisiert und modernisiert Badiou Platons berühmte Dialoge des Sokrates sowohl in Sprache als auch in Beispiel und Anwendung und lässt diesen als Fürsprecher des Kommunismus auftreten. So greift Sokrates nun im Streit mit Thrasymachos über das Wesen der Gerechtigkeit auf Beispiele wie den gedopten Radsportler zurück oder übersetzt Gott mit dem psychoanalytischen Vokabular des großen Anderen, um immer weiter zu der Wahrheit der gerechten Politik vorzudringen, die Gerechtigkeit heißt. Im Dialog mit seinen jungen Schülern entwickelt er so Stück für Stück eine Annäherung, die vom Wesen des Staates und der kollektiven Identität über das Verhältnis des Einzelnen zum Ganzen bis zu Fragen von Erziehung, Eigentum und Kunst reicht. Schließlich verortet Sokrates die Gerechtigkeit in der Regierung der Besten, die sich in einer Ordnung ausdrückt, in der die Universalität der Prinzipien jedem die gleiche Teilhabe ermöglicht, die ein treues Subjekt hervorbringt, in dem sich die Prinzipien zugleich verewigen. Somit ist es „die Gerechtigkeit an sich […], die das Eigene eines Subjekts ist, und sie ist es, auf die das Subjekt sein Handeln beziehen muss“ (376). Um dies zu zeigen, bedient sich Badiou der Platonischen Argumentation und seinen berühmten Reden über die verschiedenen Regierungsformen sowie über das Höhlengleichnis – das direkt in einen Kinosaal verlegt wird –, aber auch Shakespeare‑ und Mao‑Zitaten. So mischt sich in Platons ursprüngliche Ausführungen immer auch ein Teil von Badious Arbeit selbst und der dargestellte Sokrates wird zum treuen Subjekt par excellence, der ewigen Wahrheit der Gerechtigkeit verpflichtet in all seinem Denken und Sein: eine engagierte Position, aus der sich wiederum die Wahrheit speist.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.31 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Alain Badiou: Platons "Staat" Zürich/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37022-platons-staat_44959, veröffentlicht am 30.04.2014. Buch-Nr.: 44959 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenB. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
CC-BY-NC-SA