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/ 22.06.2013
Rainer Eisfeld / Leslie A. Pal (Hrsg.)

Political Science in Central-Eastern Europe. Diversity and Convergence

Opladen/Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich 2010; 317 S.; 59,90 €; ISBN 978-3-86649-293-6
Eisfeld und Pal haben mit ihrem Sammelband, in dem die Entwicklungen der Politikwissenschaften in 19 mittel- und osteuropäischen Transformationsländern reflektiert werden, eine große Lücke in der Osteuropaforschung geschlossen. Die Beiträge, die sich erfreulicherweise auf weitaus mehr Staaten erstrecken als dies normalerweise in vergleichenden Osteuropa-Studien der Fall ist, folgen dabei einer von den Herausgebern entwickelten Systematik. Diese ermöglicht dem Leser einerseits einen Vergleich der Entwicklungen, erschwert andererseits teilweise jedoch das detailliertere Eingehen auf länderspezifische Besonderheiten. Die (auch im Einleitungskapitel der Autoren hervorgehobene) enge Verbindung zwischen politikwissenschaftlicher und politischer Entwicklung in den Untersuchungsländern wird dabei (auch durch die vorgegebene Systematik) partiell sicher etwas überschätzt. Andererseits wird damit jedoch auch ein wichtiger Punkt getroffen, der sich nicht nur auf die jeweiligen nationalen politischen Systeme bezieht, sondern darüber hinaus auch auf einen politischen und politikwissenschaftlichen Diskurs, der den gesamten Kontinent betrifft. Zwar wird dies im Band nicht reflektiert, das Lesen der Beiträge erhärtet aber oftmals den Eindruck, dass nicht nur die Entwicklung vieler osteuropäischen Politikwissenschaften stark durch westliche Unterstützung (in Form von Netzwerken und Wissenstransfer) geprägt wurde; darüber hinaus liegt nahe, dass die in den Beiträgen mehrfach konstatierte – der Transformationssituation geschuldete – Konzentration der jungen Disziplinen auf Fragen des Institution Building gleichsam selektiv auf Westeuropa zurückgewirkt hat und auch hier einen in den vergangenen 20 Jahren zu beobachtenden Wandel des politikwissenschaftlichen Selbstverständnisses vorangetrieben hat. Insgesamt zeigen sich die Beiträge des Bandes eher deskriptiv als analytisch, was aufgrund der umfassenden Länderauswahl aber kaum zu vermeiden ist. Dementsprechend sollte der Band weniger als abgeschlossene Analyse betrachtet werden, sondern als Ausgangspunkt für weitergehende Forschungen, die sowohl breit angelegte Betrachtungen der hier angesprochenen Teilaspekte wie auch eine Einordnung der Entwicklungen in die europäische Politikwissenschaft als Ganzes umfassen.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 1.12.61 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Rainer Eisfeld / Leslie A. Pal (Hrsg.): Political Science in Central-Eastern Europe. Opladen/Farmington Hills: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34330-political-science-in-central-eastern-europe_41204, veröffentlicht am 25.10.2012. Buch-Nr.: 41204 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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