Es ist angemessen, im ersten Band der neuen Schriftenreihe „Politik – Debatten –Begriffe“ einen Autor zu Wort zu bitten, der wie kaum ein zweiter Politikwissenschaftler der Gegenwart die Traditionen der Begriffsgeschichte kennt, kritisch begleitet und durch eigene Beiträge bereichert hat: den Finnen Kari Palonen. Der Band enthält Aufsätze aus fast zwanzig Jahren, in denen Palonen zu verschiedensten Feldern begriffsgeschichtlicher Forschung Stellung bezieht. Einen Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit zwei Doyens der Begriffsgeschichte, dem Herausgeber des Monumentalwerks „Geschichtliche Grundbegriffe“, Reinhart Koselleck, und dem Vorreiter der angelsächsischen „conceptual history“, Quentin Skinner. Zu Koselleck besteht eine kritische Distanz, ging dieser doch davon aus, dass die Begriffsgeschichte grundlegende historische Strukturen wie Ideologien oder Prozesse wie den der Säkularisierung abbildet. Mit Quentin Skinner betont Palonen demgegenüber die Kontingenz historischer Begriffsentwicklung. Die Begriffsgeschichte wird damit zu einem selbstbezüglichen Unterfangen, das stark kontextualistisch argumentiert und epochenübergreifende Bezüge vermeidet. Ein weiterer inhaltlicher Fokus ist die rhetorische Dimension des Politischen, die durch diese Immanenz des Begrifflichen eine herausgehobene Stellung erhält. Macht ist nach Palonen eine Funktion von rhetorischer Begriffshoheit in Diskursen, durch die die Grenzen des als legitim Akzeptierten verschoben werden, ohne dass der gesellschaftliche Basiskonsens offen infrage gestellt würde. Durch diese auf historische Sprechakte fokussierte Betrachtungsweise politischer Auseinandersetzungen, die historische Bedeutungszuschreibungen als Produkt von rhetorischen Strategien betreibt, wird die in der politischen Theorie vorherrschende normative Lesart politischer Texte infrage gestellt. Dies ist ein dritter Schwerpunkt von Palonens Schriften.