Die Autoren des Sammelbandes leisten einen Beitrag dazu, den Cultural Turn, der allgemein die Geistes- und Sozialwissenschaften erfasst hat, nun auch verstärkt und äußerst fruchtbar in die Politikwissenschaft zu überführen. In der Einführung findet sich der Hinweis, dass die Politikwissenschaft selbst nur sehr widerstrebend die Einflüsse kultureller Muster in Betracht ziehe. Die Disziplin zeige traditionell eine begrenzte Ausrichtung auf politische Prozesse und Institutionen; die Herausgeber betonen hingegen: „cultural patterns allow for a view on a diversity of heterogeneous and often contradictory elements, that stimulate a. o. political processes“ (9). So geht es den Autoren zum Begriff der Erinnerung auch nicht um die historische Wahrheit, sondern um den Einfluss kulturell geprägter Debatten und Konzeptionen von „Memory“ auf den politischen Prozess. Beispielsweise untersucht Wahnich die unterschiedlichen Konzeptionen von Museen des 20. Jahrhunderts in Europa. An den Beispielen Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands u. a. zeichnet sie verschiedene Formen des Umgangs mit historisch bedingter nationaler Identität nach. Dabei schließt Wahnich sich einem Befund an, der sich jüngst auch zunehmend bei den Historikern findet: „The History of Victims as a New Type of Relativism“; sie begründet dieses Phänomen über das emphatische Vermögen der Rezipienten: „But the unanimous virtues of this feeling correspond also to the disapperance of context, to the point that the situations that lead to such pain are obscured in favour of abstract humanism“ (52). Es handelt sich um den ersten Band einer neuen Reihe, die auf das durch die EU getragene Forschungsprojekt „Cultural Patterns of the European Enlargement Process“, das von 2003 bis 2006 durchgeführt wurde, zurückgeht. Der zweite Band ist unter dem Titel „Cultural Patterns of European Populims(s)“ geplant.