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/ 18.06.2013
Nina Leonhard

Politik- und Geschichtsbewusstsein im Wandel. Die politische Bedeutung der nationalsozialistischen Vergangenheit im Verlauf von drei Generationen in Ost- und Westdeutschland

Münster/Hamburg/London: Lit 2002 (Politik und Geschichte 3); 373 S.; brosch., 25,90 €; ISBN 3-8258-5983-5
Diss. Berlin und Paris; Gutachter: G. Schwan, M.-C. Lavabre. - Die Autorin beschäftigt sich anhand qualitativer Interviews (acht Familien aus Ost- und Westdeutschland) mit den Bestimmungsgründen des individuellen Politik- und Geschichtsbewusstseins in drei Generationen. Gefragt wird nach dem jeweiligen Stellenwert von Politik und nationalsozialistischer Vergangenheit innerhalb der Familien, nach den wechselseitigen Einflüssen zwischen Politik- und Geschichtsbewusstsein, nach der jeweiligen Bedeutung des gesellschaftspolitischen Umfelds in Ost und West und nach den Unterschieden zwischen den drei Generationen. Im Hauptteil der Arbeit stellt Leonhard die Entwicklung des öffentlichen Umgangs mit der NS-Vergangenheit in der DDR, der Bundesrepublik (bis 1989) und im vereinten Deutschland dar. Danach beschreibt sie die unterschiedlichen Verläufe des Politik- und Geschichtsbewusstseins anhand von Fallstudien. Sie kommt u. a. zu folgenden Ergebnissen: „Die Bezugnahme zum Nationalsozialismus zieht bei den Ostdeutschen in der Regel einen Verweis auf die DDR, häufig auch einen Vergleich nach sich. [...] Welche Rolle die nationalsozialistische Vergangenheit in der Familie spielt, scheint jedoch weitgehend unabhängig vom gesellschaftlichen Kontext zu sein" (327). Darüber hinaus sei ein schwindender Zusammenhang zwischen Geschichts- und Politikbewusstsein in der zweiten und dritten Generation festzustellen. Die methodisch sicherlich untypische Studie stellt angesichts der differenzierten Betrachtung der vermeintlichen Ost-West-Diskrepanzen und der Hervorhebung des sonst vernachlässigten familiären Kontextes eine sinnvolle Ergänzung zu den vorherrschenden quantitativen Studien der Einstellungsforschung dar.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 2.352.31 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Nina Leonhard: Politik- und Geschichtsbewusstsein im Wandel. Münster/Hamburg/London: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/18788-politik--und-geschichtsbewusstsein-im-wandel_21794, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21794 Rezension drucken
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