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/ 21.06.2013
Ursula Häussler

Politik als Naturlehre. Zur Organologiemetapher in den politischen Philosophien des Vormärz. Eine historische Diskursanalyse

Online-Publikation 2006 (http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/haeussler-ursula-2006-02-08/PDF/haeussler.pdf); 215 S.
Philosoph. Diss. HU Berlin; Gutachter: W. Hardtwig, R. vom Bruch. – Die Autorin befasst sich mit der politischen Philosophie der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der sich die heutigen politischen Parteien und Bewegungen zu formen begannen. Mittels einer Diskursanalyse arbeitet sie eine grundlegende theoretische Gemeinsamkeit in den sechs maßgeblichen politischen Bewegungen des Vormärz – Kommunismus, demokratische Bewegung, Liberalismus, Frauenbewegung, Konservatismus und politischer Katholizismus – heraus: Politik wurde als „Naturlehre“ (185) aufgefasst. Der Aufbau von Staat und Gesellschaft sei vor allem nach dem Vorbild eines Organismus modelliert worden, schreibt sie, in dem sich Teil und Ganzes wechselseitig bedingten – wobei je nach politischer Strömung unterschiedliche Schlüsse hinsichtlich der konkreten politischen Rechte des Einzelnen gezogen worden seien. Entschärft worden sei mit dieser Metapher grundsätzlich das seit der frühen Neuzeit prekäre Verhältnis des Individuums zum Ganzen. Der Einzelne sei damit in seiner Bedeutung gewürdigt worden, gleichzeitig aber in das existenziell notwendige Ganze eingebunden geblieben. Und wie wurden die Frauen in diesem politischen und sozialen Gebilde positioniert? Das neue Naturrechtdenken sei zwar davon ausgegangen sei, dass alle Menschen mit gleichen Rechten geboren würden, schreibt Häussler. Mit Hilfe der Organologiemetapher aber sei eine Angleichung der Rechte von Mann und Frau verhindert worden. „Der Mann wird bis auf wenige Ausnahmen aufgrund der in ihm wirkenden Kräfte im öffentlichen Raum, die Frau im privaten Raum verortet.“ (185) Nur der Demokrat Julius Fröbel sowie Louise Dittmar, eine Angehörige der Frauenbewegung, hätten in der gleichberechtigten politischen Partizipation der Frau eine unabdingbare Voraussetzung für einen idealen Staat gesehen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Ursula Häussler: Politik als Naturlehre. 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27630-politik-als-naturlehre_32429, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 32429 Rezension drucken
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