Haller zufolge sieht sich Europa mit zwei Fundamentalismen konfrontiert: einem islamischen und einem amerikanischen. Die Autorin arbeitet Parallelen zwischen beiden Strömungen heraus. Dies betreffe insbesondere die Tendenz, Recht und Moral zu teilen und die Gleichheit aller Menschen infrage zu stellen. Beide Fundamentalismen verkörperten den Anspruch der Auserwähltheit und des Besitzes einer absoluten Wahrheit. Eine klare Abgrenzung zu gängigen Definitionen des Fundamentalismusbegriffes nimmt die Verfasserin allerdings nicht vor. Ihre scharfsinnige Analyse dieser Geisteshaltungen wird insofern etwas eingetrübt, als die Gefahr besteht, dass diese Erkenntnisse auf alle Muslime bzw. alle Amerikaner bezogen werden könnten. Haller legt den Schwerpunkt auf die ideengeschichtliche Entwicklung fundamentalistischer Tendenzen in den USA; der islamische Fundamentalismus kommt demgegenüber etwas kurz. Ungewöhnlich sind Hallers kursiv gedruckte Einschübe zwischen den Kapiteln, in denen sie über europäische Bahnfahrten berichtet und Gedanken wiedergibt, die sie in den entsprechenden Gegenden Europas hatte. Das Buch ist ein weiterer, interessanter Beitrag zur mittlerweile recht umfangreichen Debatte über die Frage, worin sich Europa von anderen Teilen der Welt unterscheidet und welche Gefahren für Europa aus der islamischen Welt, aber auch aus der neuen Politik der Vereinigten Staaten drohen.