/ 21.06.2013
Harald Schmid / Justyna Krzymianowska (Hrsg.)
Politische Erinnerung. Geschichte und kollektive Identität
Würzburg: Königshausen & Neumann 2007; 265 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-8260-3656-9Mit diesem Sammelband wird Peter Reichel für seine langjährige Mitarbeit am Hamburger Institut für Politische Wissenschaft und zu seinem 65. Geburtstag geehrt. Die dargestellten Themenbereiche sind somit auch den Arbeitsbereichen aus Reichels Forschungstätigkeit angelehnt und umfassen Erinnerungskultur aus (zeit-)geschichtlicher, kultur- und rechtswissenschaftlicher Sicht. Das Buch geht auf drei Vorlesungsreihen im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens der Universität Hamburg zurück und vereint Beiträge, die um die politische Deutung, Wahrnehmung von und Auseinandersetzung über die Vergangenheit als Geschichte in der Gegenwart ringen. Immer geht es den Autoren darum aufzuzeigen, wie Machtverhältnisse, Wertsetzungen und Legitimationsbedürfnisse das kollektive Gedächtnis strukturieren und durch den Rückgriff auf historische Begründungen festigen. Dabei entwickelt sich ein für die Gesellschaft der Gegenwart anschlussfähiges Geschichtsbild auf drei Ebenen: Auf der Akteursebene (Wer erinnert? Wer darf erinnern?), der inhaltlichen Ebene (Was wird erinnert?) und auf der formellen Ebene (Wie wird erinnert?). Die Gesamtheit dieser Ebenen stiftet schließlich eine kollektive Identität, in der sich die breite Mehrheit der Gesellschaft wiederfinden und mit dieser identifizieren kann. Der Sammelband zeigt die unterschiedlichen Ebenen der Identitätsbildung auf und filtert sowohl auf internationaler als auch auf deutscher Seite differenzierte Aspekte der stark umkämpften Erinnerungspolitik heraus, die von der Revolution 1848 bis zum Erinnerungserbe der DDR reichen. Trotz der dargestellten großen fachlichen Bandbreite und der profunden Analyse verschiedener Arten von Vergangenheitsbewältigung bleibt dennoch zu kritisieren, dass diese Untersuchungen die kollektive Identität von Frauen in den Beiträgen nicht nur durchweg sprachlich ausschließt, sondern auch die geschlechtsspezifische Darstellung von und politische Erinnerung an Geschichte ausblendet.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.35 | 2.311 | 2.312 | 2.315 | 2.61 | 2.23
Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Harald Schmid / Justyna Krzymianowska (Hrsg.): Politische Erinnerung. Würzburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28299-politische-erinnerung_33312, veröffentlicht am 01.04.2008.
Buch-Nr.: 33312
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Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
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