/ 28.04.2016
Sonja Zmerli / Ofer Feldman (Hrsg.)
Politische Psychologie. Handbuch für Studium und Wissenschaft
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015 (Politische Psychologie: Themen, Herausforderungen, Perspektiven 1); 378 S.; 58,- €; ISBN 978-3-8487-0959-5Trotz der Tatsache, dass sich zahlreiche Ansätze der Politischen Psychologie auf deutschsprachige Vorläufer berufen, hat sich die Disziplin bislang nahezu ausschließlich im englischsprachigen Raum entwickelt. Mit einer neuen Buchreihe und diesem Eröffnungsband möchten die Herausgeber somit in erster Linie eine Lücke füllen. Das ist begrüßenswert, deckt doch das Buch dementsprechend eine umfassende Bandbreite an interessanten Themen ab, die sich sowohl mit individuellen Verhaltensmustern und ‑motivationen als auch mit Gruppendynamiken im politischen Prozess auseinandersetzen. Allerdings lässt sich die Publikation letzten Endes eher als Aufsatzsammlung denn als „Handbuch“ (wie es der Titel postuliert) charakterisieren, fehlt es doch leider an einem systematischen Versuch, die Disziplin zu definieren und inhaltlich wie theoretisch abzugrenzen. So ist im einführenden Beitrag „Was ist Politische Psychologie?“ eben keine überzeugende Antwort auf die gestellte Frage zu erhalten – freilich handelt es sich um einen Teilbereich, der thematisch wie theoretisch heterogen ist und sich aus unterschiedlichen Disziplinen wie Psychologie, Politikwissenschaft oder Soziologie speist, dennoch ließe sich eine für den wissenschaftlichen Prozess konstruktivere Antwort erwarten als „Das, was Politische Psychologen tun“ (21). Denn wenn einerseits in den Raum gestellt wird, dass das Private mit seinen Alltagshandlungen eben nicht politisch sei, so muss die Frage erlaubt sein, was politisch orientierte von rein privaten Handlungen abhebt, was also der eigentliche Gegenstand der Disziplin überhaupt ist. Gelingt diese Definition nicht, ist Politische Psychologie kaum mehr als eine Ansammlung willkürlich zusammengestellter Theorien über menschliches Verhalten – und damit so alt wie die Sozialwissenschaften selbst. Vorrangigste Aufgabe der Buchreihe sollte somit sein, das Profil der Disziplin zu schärfen, um den Mehrwert einer weiteren Subdisziplin erkennbar zu machen. Der Band lässt diese Profilierung noch weitgehend vermissen, bietet aber dennoch eine Reihe interessanter und alternativer Lesarten politischer Gegenwartsproblematiken.
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Rubrizierung: 1.1 | 2.22 | 2.24 | 2.25 | 4.2 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Sonja Zmerli / Ofer Feldman (Hrsg.): Politische Psychologie. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39631-politische-psychologie_47844, veröffentlicht am 28.04.2016. Buch-Nr.: 47844 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA