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/ 21.06.2013
Karl Graf Ballestrem / Volker Gerhardt / Henning Ottmann / Martyn P. Thompson / Barbara Zehnpfennig (Hrsg.)

Politisches Denken. Jahrbuch 2006/2007

Berlin: Duncker & Humblot 2007; 325 S.; 42,- €; ISBN 978-3-428-12672-9
Die Unterscheidung zwischen Politik und Ökonomie ist gleichursprünglich mit der Geburt der beiden Disziplinen. Nach Aristoteles bilden sie zusammen mit der Ethik die drei Disziplinen der praktischen Philosophie. In den Beiträgen des Jahrbuchs wird das Verhältnis von Politik und Ökonomie aus vier verschiedenen Perspektiven diskutiert. Erstens wird nach ihrem grundsätzlichen wechselseitigen Verhältnis gefragt. Peter Koller stellt Politik und Ökonomie als unterschiedliche soziale Systeme vor, während Thomas Simon die Entwicklung des Verhältnisses der beiden Systeme ideengeschichtlich rekonstruiert. Julian Nida-Rümelin charakterisiert Politik und Ökonomie als unterschiedliche Handlungsparadigmen, wobei die Pointe seines Vorschlags darin besteht, beide Modelle in einem „kohärentistischen“ Modell zusammenzuführen. Vor diesem Hintergrund kritisiert Nida-Rümelin die ökonomische Theorie der Politik als unplausibel: „Die Parteien bestehen ja ihrerseits aus Mitgliedern, die in besonderer Weise politisch motiviert sind. […] Warum soll nun gerade diesen Menschen das politische Profil ihrer Partei unwichtig sein […]?“ (77) Eine zweite Themengruppe ist den praktischen Interdependenzen der beiden Sphären gewidmet. Diskutiert werden hier Konfliktfelder (Reinhard Zintl), Funktionsbereiche (Richard Sturn) und sozialmoralische Voraussetzungen der Ökonomie und Politik (Michael Baurmann). Im dritten Abschnitt wird das Verhältnis aus der spezifischen Sicht einzelner Disziplinen problematisiert. Von besonderem Interesse für politikwissenschaftlich interessierte Leser ist hier der Beitrag von Manfred Prisching, der sich mit der ökonomischen Modellierung des Parteienwettbewerbs auseinandersetzt. Der letzte Themenblock ist aktuellen Problemfeldern gewidmet. Hendrik Hansen fragt, ob der schon von Kant als friedensförderlich eingestufte „Handelsgeist“ sich tatsächlich als pazifistische Macht auswirkt. Ob und wie die transnationalen Ökonomien wieder politisch zu domestizieren seien bildet den Gegenstand der Überlegungen von Michael Zürn.
Florian Weber (FW)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 1.34.15.4 Empfohlene Zitierweise: Florian Weber, Rezension zu: Karl Graf Ballestrem / Volker Gerhardt / Henning Ottmann / Martyn P. Thompson / Barbara Zehnpfennig (Hrsg.): Politisches Denken. Jahrbuch 2006/2007 Berlin: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28913-politisches-denken-jahrbuch-20062007_34130, veröffentlicht am 11.06.2008. Buch-Nr.: 34130 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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