Platons Alterswerk, die Nomoi, steht – anders als die frühen Dialoge, die Politeia oder der Politokos – nicht im Zentrum des ideengeschichtlichen Interesses. Das mag an dem nicht abgeschlossenen Charakter des Werkes liegen oder auch daran, dass Platons Duktus hier noch deutlicher als in seinen anderen Schriften einen Gestus aufweist, den etliche Kommentatoren als theokratisch einstufen. Die Deutsche Gesellschaft zur Erforschung des politischen Denkens hat Platons Denken über die Herrschaft der Gesetze zum Thema ihrer 2007 in Passau durchgeführten Tagung gemacht, deren Beiträge in diesem Band dokumentiert sind. Er ist insofern sehr anregend, als darin zum einen die Auseinandersetzung mit dem Werk in den Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen gerückt wird – Politik- und Rechtstheorie sind ebenso vertreten wie Geschichtswissenschaft und Philosophie – und auf sie die thematischen Schwerpunkte zugeschnitten sind. Zum anderen werden in inhaltlicher Hinsicht die Vielfalt möglicher Interpretationsperspektiven aufgezeigt: hier sind ebenso Texte vertreten, in denen die Aktualität der Nomoi im Sinne einer auf Partizipation beruhenden Konstitution betont wird wie solche, in denen eher der Geist eines aufgeklärten Absolutismus wahrgenommen wird.