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/ 08.05.2014
Óscar García Agustín / Christian Ydesen (Hrsg.)

Post-Crisis Perspectives. The Common and its Powers

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2013; 296 S.; 49,95 €; ISBN 978-3-631-64038-8
In diesem Sammelband wird aus der Perspektive der kritischen Philosophie Michael Hardts und Antoni Negris auf die sozialen wie politischen Befindlichkeiten einer Gesellschaft geblickt, die seit nunmehr über fünf Jahren in einer tiefen wirtschaftlichen Krise feststeckt. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich diese Krise überwinden lässt und wie eine Gesellschaft jenseits von ihr sozial, politisch und ökonomisch auszugestalten ist: „There must be some way out of here.“ (11) Die Autor_innen versuchen, in jeweils unterschiedlicher Akzentuierung, diese Hoffnung Bob Dylans zu unterfüttern. Timothy S. Murphy etwa nimmt den Einfluss Franco Berardis und Christian Marazzis auf die Vorstellung einer „new politics of time“ (144) bei Hardt und Negri in den Blick. Er kommt unter anderem zu dem Schluss, dass alle vier Autoren in dem Bemühen übereinstimmen, aus dem kapitalistischen Wachstums‑ und Schuldenzwang, der gleichzeitig immer auch zeitlich repetitiv und damit freiheitsfeindlich sei, ausbrechen zu wollen. Damit gewinnt die Perspektive einer revolutionären gegenüber einer reformerischen Veränderung der bestehenden Verhältnisse zunehmend an Terrain. Kurt Dauer Keller stellt dem ubiquitären hegemonialen Neoliberalismus der Gegenwart eine demokratische Alternative entgegen. Diese bestehe, so seine Überlegungen, im Einfordern des „guten Lebens“ (275), was unter anderem in umfassenden, demokratischen Bildungsbemühungen und einem bewussten Konsumverhalten zum Ausdruck kommen könne. Auch hier klingt, wenn es um die Umsetzung besserer Lebensverhältnisse geht, eine revolutionäre Attitüde durch: Im Kampf gegen die von der gegenwärtigen kapitalistischen Gouvernementalität induzierten Entfremdung seien nicht zuletzt auch organisierte Aufstände ein probates Mittel, um eine Veränderung des Bestehenden zu erreichen oder gar zu erzwingen. Auch dieses wiederkehrende Motiv enthält für sich genommen einen gegenwartsdiagnostischen Gehalt. Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Schriften von Hardt und Negri und ihrem politischen wie philosophischen Umfeld jedenfalls stellen die Beiträge dieses Bandes eine lohnenswerte Lektüre dar. Sie gehen zurück auf die Tagung „A world after the economic crisis? Readings of Michael Hardt and Antoni Negri’s political philosophy“, die im Februar 2013 an der Universität Aalborg abgehalten wurde.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.425.412.2 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Óscar García Agustín / Christian Ydesen (Hrsg.): Post-Crisis Perspectives. Frankfurt a. M. u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37051-post-crisis-perspectives_45021, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45021 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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