/ 20.03.2014
Rainer Eisfeld
Radical Approaches to Political Science: Roads Less Traveled
Opladen u. a.: Barbara Budrich Publishers 2012; 267 S.; 28,- €; ISBN 978-3-8474-0028-8Der Titel des Sammelbandes ist irreführend: Es werden keine revolutionär neuen Methoden oder Theorien der Politikwissenschaft präsentiert. Vielmehr enthält er Ausschnitte des publizistischen Lebenswerks von Rainer Eisfeld. Die Mehrzahl der Texte des emeritierten Professors der Politikwissenschaft ist älter als zehn Jahre, einige sind vor fast dreißig Jahren erstmals erschienen. Dies spricht natürlich nicht ohne Weiteres gegen ihre Relevanz, aber deckt sich nicht ganz mit den Erwartungen, die Titel und Buchinformation („eine für die pluralistische Politikwissenschaft bahnbrechende Veröffentlichung“) wecken. Die Bandbreite an Themen ist weit. In einem einleitenden Essay von 2011 verteidigt Eisfeld seine Disziplin gegen den Vorwurf, an Relevanz und Publikum zu verlieren. Die relativ junge Politikwissenschaft habe sich sehr erfolgreich entwickelt. Allein in den 1990er‑Jahren habe sich die Zahl des akademischen Personals in den europäischen Politikwissenschaften verdoppelt und die internationale Vernetzung prosperiere. Unzufrieden ist er mit den Beiträgen seiner Kollegen zu den aktuellen krisengeprägten Groß/index.php?option=com_content&view=article&id=41317, dazu zählen die Risiken der globalisierten Finanzmärkte, die Migration oder die Terrorismusbekämpfung. Die Politologie habe sich zu stark auf empirische Themen wie die Funktion von Parlamenten oder Regierungen konzentriert. Fragen nach Macht und Partizipation am Agenda Setting oder den Auswirkungen der neoliberalen Reformen seien aus dem Blickfeld geraten. Der Autor, der selbst der Frankfurter Schule entstammt, fordert eine normative Politikwissenschaft und eine häufigere Anwendung der Kritischen Theorie. Er wirft seinen Kollegen vor, dass sie zu häufig die Perspektive der Mächtigen statt die der Bürgerinnen und Bürger einnehmen. Erst wenn sich das ändere, werde die Politikwissenschaft auch wieder gesellschaftliche Resonanz finden. Neben mehr Inter‑ und Transdisziplinarität ist Eisfeld auch die sozio‑historische Perspektive wichtig. Das zeigt sich unter anderem in Texten, in denen er etwa die westlichen Einflüsse auf die portugiesische Nelkenrevolution untersucht oder, in die Zukunft gerichtet, beschreibt, wie sich gesellschaftliche Vorstellungen früher und heute auf eine mögliche Besiedelung des Planeten Mars projizierten. Damit zeigt er anschaulich die Möglichkeiten, die sich der Politologie abseits der Mainstream/index.php?option=com_content&view=article&id=41317 bieten.
Wolfgang Denzler (WDE)
Diplom-Journalist, Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 1.1 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Rainer Eisfeld: Radical Approaches to Political Science: Roads Less Traveled Opladen u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36878-radical-approaches-to-political-science-roads-less-traveled_44929, veröffentlicht am 20.03.2014. Buch-Nr.: 44929 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenDiplom-Journalist, Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg.
CC-BY-NC-SA