Skip to main content
/ 17.07.2013
Beatrice Heuser

Rebellen – Partisanen – Guerilleros. Asymmetrische Kriege von der Antike bis heute

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2013; 307 S.; 34,90 €; ISBN 978-3-506-77605-1
Kein Krieg ohne irreguläre Truppen. – In ihrem deskriptiv gehaltenen Buch widmet sich Beatrice Heuser nicht nur dem Phänomen, das wir heute als „asymmetrischen Krieg“ bezeichnen, sondern sie zeigt auch auf, dass die moderne Form der regelgeleiteten militärischen Auseinandersetzung den eigentlichen historischen Sonderfall darstellt. Der Ausnahmezustand ist die Regel des Krieges – daran lässt diese beeindruckende Sammlung von Zitaten, Fakten und gelegentlich auch Anekdoten aus der Geschichte des „kleinen Krieges“ keinen Zweifel. Weil die entscheidende Eigenschaft asymmetrischer Kriege aber in der Abwesenheit eindeutiger politischer Legitimität besteht, lässt Heuser die politische Bewertung von Aufständen, Widerstandsbewegungen, Revolutionen oder terroristischen Einzelaktionen zugunsten einer eher militärhistorischen Einschätzung weitgehend außen vor. Diese Entscheidung stellt das gesamte Projekt vor eine große Herausforderung, denn die Versuchung, den politischen Hintergrund solcher Kämpfe mit Gemeinplätzen zu füllen, wird dadurch sehr groß. Die Anordnung der Argumentation spiegelt das: Zuerst werden umfassend Partisanentum und Aufstandsbewegungen beschrieben, die dann durch den zweiten Teil über die „Bekämpfung von Aufständen“ (133 ff.) beantwortet werden. Die Reaktion auf einen Aufstand rutscht für Heuser damit unfreiwillig, aber automatisch immer in die Rolle des notwendigen Übels, während der Aufstand selbst schon dadurch delegitimiert ist, dass er eben ein Aufstand ist. Das ist insofern besonders bedauerlich, als die reiche historische Analyse, die ständig parallel mitläuft, zeigt, dass sich die Frage nach der Legitimität eben nicht durch die Kräfteverhältnisse beantworten lässt. Dennoch ermöglicht das Buch einen interessanten Einblick in die moderne Form der anthropologischen Kriegsführung, also die Einbeziehung kultureller Besonderheiten sowie langfristiger Entwicklungsperspektiven – und wie diese in tatsächlichen Einsatzrichtlinien umgesetzt wird.
Florian Geisler (FG)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 2.254.414.1 Empfohlene Zitierweise: Florian Geisler, Rezension zu: Beatrice Heuser: Rebellen – Partisanen – Guerilleros. Paderborn u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35971-rebellen--partisanen--guerilleros_43724, veröffentlicht am 17.07.2013. Buch-Nr.: 43724 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA