Skip to main content
/ 05.02.2015
Bernhard Jakl / Beatrice Brunhöber / Ariane Grieser / Juliane Ottmann / Tim Wihl (Hrsg.)

Recht und Frieden – Wozu Recht? Tagungen des Jungen Forums Rechtsphilosophie (JFR) in der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie (IVR) im September 2012 in Münster und im April 2013 in Berlin

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie Beiheft 140); 206 S.; brosch., 44,- €; ISBN 978-3-8487-1685-2
Der Grat zwischen Politik‑ und Rechtswissenschaft war schon immer schmal und die insbesondere von der politikwissenschaftlichen Seite forcierte Emanzipation des eigenen Faches als Demokratiewissenschaft eher gekünstelt als wirklich erkenntnisfördernd. Insofern sind die überaus vielseitigen Beiträge des Bandes, die allesamt im Spannungsfeld von Recht und Politik angesiedelt sind, ein gelungener Versuch des Zusammendenkens von Demokratie und Staat – zumal beide vor nicht unerheblichen Herausforderungen stehen. Bernd Jakl hebt in seinem einleitenden Beitrag zum ersten Teil die friedensfördernde Funktion des Rechts hervor, das dazu auch auf die Anwendung von Zwangsmitteln angewiesen sei: „Das rechtsphilosophische Verhältnis von Recht und Zwang führt deshalb gerade unter den Bedingungen der pluralen Gesellschaften der Gegenwart zu der Frage, wer im Namen des Rechts aus welchen Gründen Zwang ausüben darf und dennoch der Befriedungsfunktion des Rechts genügt.“ (11) Damit ist das Programm der Beiträge des ersten Teils umrissen: Von ebenso ideengeschichtlichen wie theoretischen Rekonstruktionen von Hegel und Kant (Sebastian Stein) bis hin zu Hans Kelsen (Markus Vašek) reicht es bis zur Frage nach der Legitimität von Militärinterventionen zur Sicherung von Recht. Hier konstatiert Miriam Gassner, dass gerade internationale Institutionen, wie etwa der UN‑Sicherheitsrat, die mit der Wahrung internationalen Rechts bis hin zur Sanktionierung von Interventionsmaßnahmen betraut sind, dringend reformbedürftig seien. Beatrice Brunhöber et al. skizzieren in ihrer Einleitung des zweiten Teils die weitere große Frage, um die sich der Band dreht, nämlich die nach der Aufgabe des Rechts: „Soll das Recht vorrangig Rechtsfrieden herstellen, zweckmäßig sein oder die Idee der Gerechtigkeit verwirklichen?“ (101) Auch hierzu bieten die Beiträge eine breite Palette von Antworten. Sie reichen von der Forderung nach Anerkennung jedes Menschen als Rechtssubjekt (Sinthiou Buszewski) über einen von Nietzsche her begründeten Werterelativismus (Philipp‑Alexander Hirsch) bis hin zur Verhältnisbestimmung von Können und Sollen des Rechts (Ulrike Müller). Die Beiträge gehen zurück auf zwei Tagungen des Jungen Forums für Rechtsphilosophie in der Internationalen Vereinigung für Rechts‑ und Sozialphilosophie, die im September 2012 in Münster (Teil 1) und im April 2013 in Berlin (Teil 2) stattgefunden haben.
{LEM}
Rubrizierung: 5.445.415.334.1 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Bernhard Jakl / Beatrice Brunhöber / Ariane Grieser / Juliane Ottmann / Tim Wihl (Hrsg.): Recht und Frieden – Wozu Recht? Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38049-recht-und-frieden--wozu-recht_46474, veröffentlicht am 05.02.2015. Buch-Nr.: 46474 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA