Aus der 2013 abgehaltenen Tagung „Reclaim Public Services“ ist ein engagierter Sammelband entstanden, in dem sich die Autorinnen und Autoren dezidiert kritisch gegenüber aktuellen Trends neoliberaler Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung staatlicher Daseinsvorsorge in Europa – und darüber hinaus – positionieren. Mit diesem Engagement geht ein enger Praxisbezug einher, der zum einen forschungsperspektivisch ‚dicht dran‘ ist, zum anderen mit Analysen rezenter Phänomene aufwartet. Zu Beginn weisen Oliver Prausmüller und Alice Wagner auf die Umkämpftheit der untersuchten Umbildungsprozesse politik‑ökonomischer Systeme, Institutionen und Diskurse hin. Ein Beispiel dafür liefert der im Band häufiger angeführte und im Beitrag der ehemaligen Europaparlamentarierin Heide Rühle ausführlich rekonstruierte Fall der erfolgreichen Kampagne gegen die EU‑Richtlinie zu Dienstleistungskonzessionen, die auf eine Privatisierung öffentlicher Wasserversorgung in Europa zielte. Weitere aktuelle Analysen, wie der gemeinsame Beitrag von Joseph Zacune und Sol Trumbo Vila, befassen sich mit Auseinandersetzungen um „Die Privatisierung von öffentlichen Dienstleistungen im Europa der Austerität“. Greifbar wird darin das Ausmaß jener Privatisierungspläne, denen krisengeschüttelte EU‑Länder im Zuge von Verhandlungen über Hilfskredite zustimmten. Diese aktuelle Perspektive, die den Fokus des zweiten Teils bestimmt, ist angesichts der anhaltenden „Vielfachkrise“ (Demirović 2011), in der bisherige politik‑ökonomische Selbstverständlichkeiten auf dem Prüfstand stehen, von besonderem Interesse. Der erste Teil des Bandes mit dem wenig aussagekräftigen Titel „Privatisierung in der Kritik“ stellt diese Auseinandersetzung in den Kontext früherer Erfahrungen, etwa mit den GATS‑Handelsabkommen der 2000er‑Jahre, für die Werner Raza hilfreiche analytische Kategorien entwickelt. Im dritten Teil über „Alternativen für die Zukunft öffentlicher Dienstleistungen“ werden unter anderem an Fällen der Rekommunalisierung, wie sie zuletzt in Hamburg und Berlin zur Debatte standen, Alternativen zum neoliberalen Entwicklungsmodell analysiert und diskutiert.