„Ich glaube, dass seit Nietzsche kein anderer Philosoph die Öffentlichkeit in Deutschland mit einer ähnlichen Kraft des Ausdrucks belebt hat“ (9 f.), beginnt der Romanist Hans Ulrich Gumbrecht seine Laudatio über Peter Sloterdijk anlässlich der Verleihung des Ludwig‑Börne‑Preises 2013. Börne hätte „Sloterdijk als einen Meister anerkannt“, ihm gelinge vieles in der Philosophie „besser als Heidegger“ (13) und er sei „wie Nietzsche“ (16). – Man hat als Leser den Eindruck, eine Laudatio, die weniger pathetisch und anbiedernd ausgefallen wäre – „ein ‚Kollege‘ ist Peter Sloterdijk ja auch“ (23) –, wäre angemessener gewesen. Gumbrecht ist einziger Juror und Laudator in Personalunion – und beglückwünscht sich dazu selbst. Inhaltlich gelingt es ihm aber leider nur selten, eine Begründung der Preisverleihung darzulegen – Sloterdijk versetze seine Hörer trotz seines Schlafzimmerblickes in Wachzustände, lautet der zentrale Kalauer und das einzige wirkliche Argument. Neben einzelnen Stichwörtern, die genannt werden, wird jenem nur attestiert, er unterlasse es, öffentliche Wirkungen zu steuern – was darunter exakt zu verstehen ist, führt Gumbrecht nicht aus. Sloterdijk selbst beklagt sich anschließend über sein Dasein als „public intellectual“ (30) und die schlechte mediale Aufnahme seiner Aussagen. Kurz äußert sich der Philosoph zur aktuellen Weltsituation („das europäische Projekt steht vor dem Zerfall, das amerikanische Projekt an der Grenze zur Depression“ [59]), um abschließend einen Seitenhieb gegen den Philosophen Giorgio Agamben und dessen „irrlichternde[n] Andeutungen“ (63) auszuführen. Insgesamt zeigt der Text das abstruse Aufeinandertreffen eines devot auftretenden Laudators und seines wehleidigen Preisempfängers und hinterlässt beim Leser die Frage, wozu diese Preisvergabe überhaupt dient.