/ 20.06.2013
Ernst Langthaler / Josef Redl (Hrsg.)
Reguliertes Land. Agrarpolitik in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1930-1960
Innsbruck u. a.: Studien Verlag 2005 (Jahrbuch für Geschichte des ländlichen Raumes 2005); 265 S.; 29,- €; ISBN 3-7065-4072-XIn der Agrarpolitik stellen sich die Dreißiger-, Vierziger- und Fünfzigerjahre als krisenhafte und wechselvolle Perioden dar, in denen - trotz gewisser Kontinuitäten - Österreich, Deutschland und die Schweiz unterschiedliche Wege beschritten haben. Jenseits der zeitlichen und räumlichen Unterschiede ist diese „„agrarpolitische Zeitenwende““ (10) durch eine massive politische Regulierung geprägt: „„[K]aum ein Arbeits- und Lebensbereich der ländlichen Bevölkerung blieb zwischen den Dreißiger- und Fünfzigerjahren von der Regulation des Agrarsektors durch die Agrarpolitik ausgenommen.““ (8) Die Autorinnen und Autoren behandeln die jeweiligen Entwicklungspfade aus unterschiedlichen Blickwinkeln und zeigen u. a., wie Agrarpolitik als nationalsozialistische Rassenpolitik, als Strukturpolitik in der frühen Bundesrepublik, als Ernährungspolitik in der Schweiz oder als „„Weg zum ‚sozialistischen Dorf’““ (98) betrieben wurde. „„Obwohl sie nicht der Regulationstheorie im engeren Sinn folgen, betrachten sie Agrarpolitik im weitesten Sinn als reguliertes und regulierendes Spannungsfeld unterschiedlicher Akteure auf der Makro-, Meso- und Mikroebene.““ (10) Die Beiträge gehen auf eine internationale Tagung im Mai 2004 in St. Pölten zurück und bilden den ersten Teil dieses Jahrbuchs. Im zweiten Teil sind vier Vorträge eines Symposiums dokumentiert, in denen sich die Autoren mit dem Fach Agrargeschichte und seinem Verhältnis zu anderen Disziplinen auseinander setzen. Der Band ist Ernst Bruckmüller, Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte des ländlichen Raumes, zum 60. Geburtstag gewidmet.
Aus dem Inhalt:
Ernst Langthaler:
Reguliertes Land. Agrarpolitik in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1930-1960 (8-18)
Aufsätze
Horst Gies:
Autarkie und Landwirtschaft. Der Stellenwert der Ernährungswirtschaft in der nationalsozialistischen Kriegsplanung 1933-1945 (19-27)
Uwe Mai:
Die „„Scholle““ als „„Blutsquell““. Ländliche Siedlung als Sozial- und Rassenpolitik im nationalsozialistischen Deutschland 1933-1939 (28-37)
Daniela Münkel:
NS-Agrarpolitik vor Ort. Das Fallbeispiel Niedersachsen 1933-1945 (38-45)
Ulrich Kluge:
„„Veredelungswerkstatt““ oder „„Rohstofffabrik““? Westdeutsche Agrar- und Ernährungspolitik zwischen wirtschaftlicher Rekonstruktion und Römischen Verträgen (1945-1957) (46-58)
Andreas Eichmüller:
Bauernland oder Industriestaat? Agrarpolitik in Bayern 1945-1960 (59-70)
Andreas Dix:
Ländliche Siedlung als Strukturpolitik. Die Entwicklung in Deutschland im Ost-West-Vergleich von 1945 bis zum Ende der Fünfzigerjahre (71-82)
Arnd Bauerkämper:
Umbruch und Kontinuität. Agrarpolitik in der SBZ und frühen DDR (83-97)
Barbara Schier:
Der Weg zum „„sozialistischen Dorf““. Die Kollektivierung der Landwirtschaft und der Wandel des Alltagslebens im thüringischen Merxleben (98-106)
Ernst Hanisch:
Das Dilemma der Politik. Die Agrarpolitik von Engelbert Dollfuß (107-113)
Gerhard Senft:
Vom Markt zum Plan. Die Agrarpolitik des österreichischen „„Ständestaates““ (1934-1938) (114-123)
Stefan Eminger:
„„Entjüdete““ Güter. „„Arisierung““ in der Land- und Forstwirtschaft in Niederdonau (124-137)
Ernst Langthaler:
„„Menschenökonomie““. Landwirtschaftlicher „„Arbeitseinsatz““ im Reichsgau Niederdonau 1939-1945 (138-149)
Norbert Weigl:
Nicht mit leeren Händen. Forstpolitik und Forstwirtschaft in den Reichsgauen Wien und Niederdonau 1938-1945 (150-160)
Gerhard Siegl:
Griff nach dem letzten Strohhalm? Der nationalsozialistische „„Gemeinschaftsaufbau im Bergland““ am Beispiel des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg (161-169)
Josef Redl:
Forderung und Förderung: Ein interessen- und förderungspolitischer Ansatz zur Nachkriegslandwirtschaft in Niederösterreich 1945-1952 (170-183)
Beat Brodbeck:
Paradigmawechsel in der Agrarpolitik. Der Erste Weltkrieg und die Agrarmarktordnungen in der Schweiz am Beispiel des Milchmarktes 1914-1922 (184-191)
Peter Moser:
Am Konsum orientiert, über die Produktion thematisiert. Schweizer Agrarpolitik als Ernährungspolitik 1914/18-1960 (192-203)
Forum
Verena Winiwarter:
Agrargeschichte als Umweltgeschichte? (204-212)
Gertrude Langer-Ostrawsky:
Agrargeschichte als Geschlechtergeschichte? (213-220)
Michael Mitterauer:
Agrargeschichte als historische Kulturanthropologie? (228-243)
Lektüren:
Ernst Langthaler:
Der „„österreichische Weg““ - und darüber hinaus. Ernst Bruckmüllers Modell der Agrarmodernisierung im 19. und 20. Jahrhundert (244-260)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.263 | 2.343 | 2.312 | 2.325 | 2.314 | 2.4 | 2.5
Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Ernst Langthaler / Josef Redl (Hrsg.): Reguliertes Land. Innsbruck u. a.: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23672-reguliertes-land_27192, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 27192
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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