Skip to main content
/ 21.06.2013
Mathias Lindenau

Requiem für einen Traum? Transformation und Zukunft der Kibbutzim in der israelischen Gesellschaft. Mit einem Vorwort von Herfried Münkler

Berlin: Lit 2007 (Politica et Ars 11); XII, 424 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-8258-0237-0
Gekürzte und überarbeitete Diss. HU Berlin, Gutachter: H. Münkler, R. Saage. – Lindenau beschreibt einen wichtigen Teil der Gründungsmythologie Israels, die zwar bis heute nachwirkt, im Laufe der Jahre aber – wie auch die Krise der Kibbutzim Ende der 80er-Jahre zeigte – deutlich an Einfluss verloren hat. Die „chalutzim“, die jüdischen Pioniere, waren wohl die wichtigste ideologische Figur zu Zeiten der vorstaatlichen jüdischen Gemeinde und in den Jahren unmittelbar nach der Staatsgründung. Sie sollten das Land Palästina im wörtlichen Sinn in Besitz nehmen, den Staat Israel aufbauen helfen und die Sicherheit der jüdischen Gemeinschaft garantieren. Ihre Siedlungen, bald Kibbutzim genannt, sollten außerdem die immense Zahl von Einwanderern aufnehmen und so langsam die Bevölkerungspyramide umkehren helfen. Lindenau nennt die israelische Kibbutz-Bewegung ein „selbstkontingentes, sozialutopisches Projekt, [das] im Verlauf [seiner] Genese zunehmend [seine] utopische Intention einbüßte“ (379). Die Vorstellung einer herrschaftsfrei strukturierten Gesellschaft, in der soziale Sicherheit für alle Emanzipation für alle ermöglichen sollte, entwickelte sich mit politischen Umbrüchen und Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen hin zu einem „individualistischen Kontraktualismus“ (379). Die Krise der Kibbutzbewegung erklärt Lindenau so: Sie habe „es versäumt, in ausreichendem Maße die typischerweise vorfindbare Vielfalt von individuellen Lebensentwürfen sowie zu erwartende Konflikte innerhalb des Gemeinwesens zu berücksichtigen“ (379). Für die Kibbutzbewegung sei der Traum, „die Saat der neuen Weltordnung in sich zu tragen, nicht in Erfüllung gegangen“ (384).
Christiane J. Fröhlich (CJF)
Dr., Soziologie mit Schwerpunkt Friedens- und Konfliktforschung, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Hamburg.
Rubrizierung: 2.632.222.235.425.43 Empfohlene Zitierweise: Christiane J. Fröhlich, Rezension zu: Mathias Lindenau: Requiem für einen Traum? Berlin: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28573-requiem-fuer-einen-traum_33674, veröffentlicht am 29.07.2008. Buch-Nr.: 33674 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA