"Nichts ist für eine Gesellschaft von größerer Wichtigkeit als die Klassifikation ihrer Sprache. Die Klassifikation ändern, das Sprechen verschieben heißt eine Revolution machen." (14) Wenn man dieses Zitat von Barthes ernst nimmt, wird die Bedeutung einer Semiologie für die politische Theorie deutlich. Sprachkritik ist Gesellschaftskritik - nicht zuletzt durch die Bedeutung, die ein sprachliches Kategoriensystem für eine auch politischer Theorie zugrundeliegende Erkenntnistheorie hat. Einleitend werden die geistesgeschichtlichen Strömungen, in denen sich Barthes bewegt, sowie ein erster Anhaltspunkt für sein Verständnis von Semiologie dargestellt. Anhand von drei grundlegenden Texten ("Mythen des Alltags", "Leçon"/"Lektion" und "Das Reich der Zeichen") wird Barthes kulturwissenschaftliches Denken näher untersucht. Die Kapitel 4 und 5 sind theoretischer orientiert und versuchen zum einen eine kritische Rekonstruktion des Denkens von Barthes, die sich mit dem Verhältnis von Text und Körperlichkeit beschäftigt, und zeigen zum anderen die Unmöglichkeit einer genauen Verortung seiner Philosophie auf; sie ist "ständig in Bewegung und Veränderung, durchbricht gesetzte Grenzen" (130). Durch den gelungenen Aufbau, der die wichtigsten und notwendigen Anhaltspunkte vorwegnimmt, und Barthes teilweise ungewöhnliche Terminologie in einen schlüssigen Zusammenhang bringt, stellt sich das Buch als wirkliche und leicht verständliche Einführung dar. Inhalt: 1. Semiologie als Abenteuer; 2. Im Echoraum der Texte. 3. In der Sinnküche der Kultur: 3.1 Mythen des Alltags; 3.2 Leçon/Lektion: Die Welt als Text; 3.3 Im Reich der Zeichen. 4. Schreibweisen: Sprache, Bilder, Musik: 4.1 Die Sprache als Haut: Körperlichkeit und Textualität; 4.2 Texte ohne Worte: Ästhetik des Bildes; 4.3 Der Körper der Musik. 5. Die Suche nach anderen Orten; 6. "Roland Barthes erklärt sich" (Interview mit Pierre Boncenne).