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/ 05.09.2013
Iwan-Michelangelo D'Aprile / Stefanie Stockhorst (Hrsg.)

Rousseau und die Moderne. Eine kleine Enzyklopädie

Göttingen: Wallstein Verlag 2013; 348 S.; geb., 29,90 €; ISBN 978-3-8353-1255-5
Das 300. Geburtsjahr Jean‑Jacques Rousseaus 2012 bot den Anlass für eine intensivierte wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Erbe des französischen Philosophen der Aufklärung und damit für eine Reihe von Neu‑ und Wiederveröffentlichungen (siehe etwa Buch‑Nr. 43079). Eine Tagung an der Universität Potsdam war in diesem Kontext im Mai 2012 der Bedeutung von Rousseaus Denken für die Ideengeschichte der Moderne gewidmet, wobei deren Ambivalenzen – entgegen der prominenten Anführung gleich im ersten Satz des Vorwortes – von den Autoren eher am Rand mitbedacht werden. In einer Reihe von Stichworten erläutern sie „Schlüsselkategorien der Moderne“ (7) am Beispiel von Denken und Werk Rousseaus. Der Potsdamer Anglist Dirk Wiemann – ein Verzeichnis mit weiterführenden Informationen zu den Autoren fehlt leider – beschreibt das Konzept der Gleichheit als ein „Alleinstellungsmerkmal“ (114) der Moderne, als bisher unverwirklicht gebliebenes Projekt. Hier liegt für ihn auch die Anschlussmöglichkeit an Rousseau, der „die fiktive Gleichheit […] zum unverzichtbaren Ausgangs‑ und Referenzpunkt seiner gesamten Geschichtserzählung von der Entstehung der auf skandalöser Ungleichheit basierten Zivilisation“ (117) im „Discours sur l’inégalité“ von 1754/55 machte. Der französische Germanist Tristan Coignard untersucht die Stellung der Idee des Kosmopolitismus in Rousseaus Denken – ein Begriff, den der Philosoph selbst nicht verwendete und der scheinbar im Widerspruch zur starken Stellung des Patriotismusgedankens in der Rousseau‑Rezeption steht. Hauptsächlich in der Rousseau’schen Erziehungsphilosophie finden sich jedoch einige Bezüge, die in der Dichotomie zwischen Menschsein und Bürgersein deutlich werden: Nur als Teil einer Ganzheit kann das Individuum „eins mit sich selbst und der Gemeinschaft sein“ (162). Dies führt weiter zum Gedanken der Entfremdung, den die Bildungswissenschaftlerin Karoline Spelsberg näher ausleuchtet. Sie zeigt dabei auf, wie sich Rousseau im Contrat Social von 1762 intensiv dem Vorhaben widmete, „die Gesellschaft als Ganzes von der destruktiven Entfremdung zu befreien“ (68).
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.335.42 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Iwan-Michelangelo D'Aprile / Stefanie Stockhorst (Hrsg.): Rousseau und die Moderne. Göttingen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36147-rousseau-und-die-moderne_44203, veröffentlicht am 05.09.2013. Buch-Nr.: 44203 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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