Skip to main content
/ 22.06.2013
Karlfriedrich Herb / Magdalena Scherl (Hrsg.)

Rousseaus Zauber. Lesearten der Politischen Philosophie

Würzburg: Königshausen & Neumann 2012; 190 S.; brosch., 29,80 €; ISBN 978-3-8260-4900-2
Im Rousseau-Jahr 2012 hat sich gezeigt, dass die geistige Anziehungskraft des Einsiedlers von Ermenonville nach wie vor sehr groß ist. In diesem Zusammenhang ist dem Tagungsband einer Konferenz über Rousseaus politische Philosophie, die im Juni 2010 an der Universität Regensburg stattfand, große Aufmerksamkeit gewiss. Zu Beginn steht die Bemerkung, „dass der Contrat Social bereits in sich vielschichtig und ambivalent angelegt ist“ (13). Entsprechend gibt der Band vorwiegend den widerstreitenden Rousseau-Interpretationen Raum (Wegbereiter des Totalitarismus oder doch eher nicht). Dabei bezieht der Band bemerkenswerterweise vorsichtig gegen den an Rousseau gerichteten Totalitarismusvorwurf Stellung, ohne dabei aber pauschalisieren oder gar indoktrinieren zu wollen. Auf einige Aufsätze sei kurz hingewiesen: Karlfriedrich Herb nimmt Rousseau gegen den Vorwurf Benjamin Constants in Schutz, „Bundesgenosse[.] aller Arten von Despotismus“ (12) zu sein. Kathrin Morgenstern vertritt im Rückgriff auf Hannah Arendt die Gegenposition zu Herb. Clemens Kauffmann schließlich verteidigt Rousseau mit dem Hinweis auf den diskursiven und geistesgeschichtlichen Hintergrund des Contrat Social gegen den Totalitarismusvorwurf, der – und das bleibt als wertvolles Ergebnis des Tagungsbandes festzuhalten – nun wohl endgültig als widerlegt gelten darf. Die im letzten Drittel des Buches unternommenen Versuche, Rousseau weiter oder „anders“ (14) zu lesen, lassen sich sodann als Anstrengung verstehen, die Grenzen der gegenwärtigen Rousseau-Interpretation zu überwinden. Auch wenn die diesbezüglichen Ansätze sicherlich noch ebenso ausgeweitet wie präzisiert werden könnten, ergeben sich doch bereits jetzt interessante Beiträge. Es bleibt zu hoffen, dass die zukünftige Rousseau-Interpretation darauf aufbauend zu weiteren spannenden Ergebnissen gelangt. Der Tagungsband stellt dafür eine solide Grundlage dar.
Kristian Klinck (KLI)
Dr. rer. pol., Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter, Institut für Sozialwissenschaft, CAU Kiel.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Kristian Klinck, Rezension zu: Karlfriedrich Herb / Magdalena Scherl (Hrsg.): Rousseaus Zauber. Würzburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35601-rousseaus-zauber_42959, veröffentlicht am 29.11.2012. Buch-Nr.: 42959 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA