Die vom Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung eingerichtete Arbeitsgruppe führte 2003 einen Vergleich der Schulsysteme fünf europäischer Länder und Kanadas mit dem deutschen Schulsystem durch. Mit dieser zweiten Vergleichsstudie wird Kanada als einziger föderaler Staat herausgegriffen, um das besondere Charakteristikum der bundesstaatlichen Ordnung als wichtige schulpolitische Rahmenbedingung zu berücksichtigen. Die Autoren verknüpfen zentrale Befunde der empirischen Bildungsforschung mit deskriptiv-analytischen Verfahren der vergleichenden Erziehungswissenschaft. Im Mittelpunkt steht die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Steuerung des Schulsystems und dem Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler in Verbindung mit den jeweiligen sozioökonomischen und soziokulturellen Faktoren, insbesondere der Frage der Chancengerechtigkeit. Kanada verfügt gegenüber Deutschland über einen Leistungsvorsprung von mehr als einem Schuljahr. Dieser Unterschied lasse sich nur zum Teil durch steuerungsbezogene Merkmale wie die unterschiedliche Organisation der Schulsysteme, des Ressourceneinsatzes oder der Steuerung der Schülerströme erklären. Die Tatsache etwa, dass in Deutschland – im Gegensatz zu Kanada – Jugendliche mit Migrationshintergrund ein Kompetenzdefizit gegenüber Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund aufweisen, lässt sich vielmehr, so ein wichtiger Befund, auf den soziokulturellen Kontext und insbesondere auf die jeweilige Migrationspolitik zurückführen.