/ 04.06.2013
Schwarze Jahre. Zeugen des Holocaust erinnern sich. Mit einem Vorwort von Wladyslaw Bartoszewski. Aus dem Polnischen ausgewählt und übertragen von Karin Wolff
Leipzig: Reclam Verlag 1997; 328 S.; 24,- DM; ISBN 3-379-01602-0Am Vorabend des 50. Jahrestages des Aufstands im Warschauer Ghetto, also 1993, wandte sich die polnische Zeitschrift Polityke, "inspiriert" von der Vereinigung der Kinder des Holocaust, mit einem Appell an ihre Leser, der noch mehrfach wiederholt und von anderen Zeitungen übernommen wurde. Die Zeitzeugen der Judenverfolgung und des Holocaust wurden darin gebeten, ihre Geschichte aufzuschreiben und einzusenden. Marian Turski, der in dem Band über dessen Zustandekommen berichtet, beschreibt den Hintergrund der Initiative: "Die vor dem Krieg oder während des Krieges Geborenen, zu beiden Seiten der Ghettomauern, sind die letzten Teilnehmer und Zeugen der Geschichte. Ihre, unsere - denn ich gehöre zu dieser Generation - biologische Zeit läuft ab. Sie haben also [...] die Pflicht, die Erinnerung an die Vernichtung für die künftigen Historiker, die nach uns kommenden Generationen zu erhalten." (317 f.)
Von den 225 Einsendungen aus verschiedenen Staaten wurden 80 in dem polnischen Originalband veröffentlicht, und von denen wiederum 30 für den vorliegenden Band ausgewählt. Oftmals berichten die Zeitzeugen zum erstenmal über lange verdrängte Szenen. Die enthaltenen Beiträge sind durch eine Unmittelbarkeit geprägt, die dem Leser Geschichte durch Geschichten vermittelt. Die Erinnerungen der Zeitzeugen rufen eigene Gefühle hervor, die durch einen wissenschaftlichen Text kaum zu erzeugen sind. Wenn diese Gefühle die Grundlage für Erinnern sind, hat der Band seine Intention zweifellos erfüllt.
Stefan Lembke (SL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.312 | 2.62
Empfohlene Zitierweise: Stefan Lembke, Rezension zu: : Schwarze Jahre. Leipzig: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3948-schwarze-jahre_5612, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5612
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M. A., Politikwissenschaftler.
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