Der Vater, Ludwig Münchheimer, starb 1943 als politischer Häftling in einem Konzentrationslager; der Sohn, Werner Münchheimer, befand sich von 1943 bis 1945 ebenfalls im KZ, studierte nach dem Krieg Jura und Volkswirtschaftslehre, war Referent für Völker- und Verfassungsrecht im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, schließlich Stellvertreter des hessischen Ministers für Bundesangelegenheiten, Ministerialdirigent sowie Abteilungsleiter für öffentliches Recht im Hessischen Justizministerium. Beide hatten und haben sich zum Lebensziel gesetzt, die Folgen der beiden Weltkriege, d. h. die Gebietsabtretungen in Versailles und St. Germain sowie die Gebietsverluste nach 1945 als völkerrechtswidrige Rechtsbrüche zu entlarven. Während Ludwig Münchheimer in seinem Bestreben, das "System Versailles" zu stürzen, durchaus breite Unterstützung bei deutschen Politikern jeglicher Couleur finden konnte, vor allem im rechtskonservativen Lager, gehören die Schlußfolgerungen Werner Münchheimers, der letztendlich für den Inhalt des Buches verantwortlich ist, in die Kategorie der abstrusen, mit Pseudo-Intellektualität unterfütterten Betrachtungen, wie sie sich in rechtsextremen Kreisen finden. Das abschließende Urteil aus den umfangreichen und schwer lesbaren Erörterungen ist vorhersehbar: Das Buch ist ein "Totenbuch", "nunmehr über das dahinexistierende Deutschland" und "bleibt es auch deshalb, weil das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes auf sein Land in den rechtswidrigen 'Realitäten' der beiden Weltkriege 1920 und insbesondere der Stalinrealitäten von 1945 so schamlos aufs Äußerste verbrecherisch verletzt worden ist, daß an seiner Verwirklichung nur noch verzweifelt werden kann" (566). Schließlich wird auch die "göttliche Fügung" bemüht: "Das Buch scheint jetzt ein Totenbuch zu sein. Es liegt am deutschen Volk, es mit göttlicher Fügung in ein Buch des Lebens zu verwandeln." (567) Dem zunächst unvoreingenommenen Leser drängt sich die Erkenntnis geradezu auf, daß es "nichts als arroganter Nonsens" (93) ist, den ihm Münchheimer darbietet. Die Kritik gilt nicht der Auffassung, daß die Nationalstaaten in Europa noch längst nicht ausgedient hätten, sondern sie zielt auf die rückwärtsgewandte und jegliche politische und historische Realitäten negierende Grundhaltung, die sich auf eine abenteuerliche Interpretation des Völkerrechts stützt. Münchheimer präsentiert eine aberwitzige Geschichtsinterpretation, die eine gefährliche Nähe zu rechtsextremistischen Ideologien aufweist. Inhaltsübersicht: 1. Fragestellung zum Selbstbestimmungsrecht der Deutschen; 2. Zum Nationalstaat Deutschland als Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes des deutschen Volkes auf sein Land; 3. Das deutsche Volksgebiet, der Westfälische Frieden, Versailles bzw. Saint Germain, Potsdam; 4. Verbrechen aller Menschen, aller Völker, aller Zeiten. Und Deutsche? Und Polen?; 5. Das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes auf sein Land und die Mythenromantik von Nachbarvölkern; 6. Überblick über territoriale Fragen des Selbstbestimmungsrechtes des deutschen Volkes auf sein Land: (Historische, statistische, ethnographische Stichworte); 7. Schein"gründe", die gegen die Forderung deutscher Grenzen entsprechend dem Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes auf sein Land vorgebracht werden; 8. Schein"rechtsgründe" gegen die Forderung deutscher Grenzen entsprechend dem Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes auf sein Land; 9. Rechtsgründe für die Forderung deutscher Grenzen entsprechend dem Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes auf sein Land (Ergebnisse); 10. Gründe für die Forderung deutscher Grenzen entsprechend dem Selbstbestimmungsrecht des deutschen Volkes auf sein Land.