/ 04.06.2013
Markus Gögele
Sicherheitspolitische Stabilisierung der baltischen Staaten. Zusammenarbeit mit NATO und Europäischer Union
Mosbach: AFES-PRESS 1997 (AFES-PRESS Report 61); 81 S.; 30,- DM; ISBN 3-926979-65-8Nach den Umbrüchen in Osteuropa wurde deutlich, daß der Ost-West-Konflikt aus einer Vielfalt von Einzelkonflikten bestand, die nach dem Ende der Systemkonfrontation nur teilweise gelöst wurden. Das Beispiel des dauerhaften Strebens der baltischen Staaten nach Stabilität und staatlicher Unabhängigkeit verdeutlicht dies.
Die vorliegende aktuelle Analyse beschäftigt sich mit der Lage der baltischen Staaten, indem zunächst die theoretischen Diskussionen und veränderten sicherheitspolitischen und institutionenbezogenen Überlegungen nach dem Ende des Ost-West-Konflikts dargelegt werden. Es folgt eine Beschreibung der Interessen und Perzeptionen wichtiger Akteure: der europäischen Staaten, der USA, Rußlands und der baltischen Staaten selbst. Die Darstellung des Neubeginns der eigenständigen baltischen Außen- und Sicherheitspolitik wird um die detaillierte Analyse politischer, wirtschaftlicher und militärischer Konflikte dieser Staaten und ihrer Konfliktaustragungsforen ergänzt. Schließlich betrachtet die Arbeit die institutionelle Zusammenarbeit von NATO und EU mit den baltischen Staaten sowie die institutionalisierte Kooperation im Baltischen Rat und unter den baltischen Staaten. Im Mittelpunkt steht hierbei die Frage, welche sicherheitspolitischen und stabilitätsfördernden Leistungen durch diese institutionelle Kooperation erbracht werden.
Die Bewertung der tradierten Institutionen NATO und EU für die Stabilität des Baltikums fällt eher negativ aus. Die Fernhaltestrategie der NATO gegenüber einem baltischen Beitritt erhöhe Konfliktpotential und Eskalationsrisiko für die Region. Die EU habe zwar durch ihre prinzipielle Aufnahmebereitschaft zur Stabilisierung der Region beigetragen, jedoch könne eine mögliche EU-Aufnahme Estlands ohne Berücksichtigung der verbleibenden baltischen Staaten neue Trennungslinien installieren. Dagegen zeige sich, daß die Effektivität neuer Konfliktlösungsverfahren, die nicht einmal über Sanktionsmöglichkeiten verfügen, in der Zusammenarbeit im Ostseeraum ein positives Beispiel finden. Die innerbaltische Zusammenarbeit schließlich scheint ein Maßstab sowohl für das einzelstaatliche Interesse an Integration in EU und NATO als auch den Erweiterungswillen der genannten Institutionen selbst zu sein. Gleichzeitig hänge die innerbaltische Kooperation reziprok vom bilateralen Verhältnis zu Rußland ab.
Patricia Bauer (PB)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.22 | 4.1 | 4.3 | 4.41
Empfohlene Zitierweise: Patricia Bauer, Rezension zu: Markus Gögele: Sicherheitspolitische Stabilisierung der baltischen Staaten. Mosbach: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3624-sicherheitspolitische-stabilisierung-der-baltischen-staaten_4834, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 4834
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Dr., Politikwissenschaftlerin.
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