/ 11.06.2013
Klaus Holz (Hrsg.)
Staatsbürgerschaft. Soziale Differenzierung und politische Inklusion
Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2000; 211 S.; brosch., 56,- DM; ISBN 3-531-14000-0In politiktheoretischer Perspektive hat der Begriff der "citizenship" wenigstens implizit einen hohen normativen Gehalt, ist es doch die politische Gemeinschaft, die - auf Basis spezifischer Prozeduren - individuelle (Staatsbürger-)Rechte verleiht und damit zugleich die Zugehörigkeit zum politischen Verband anerkennt. Diese normativen Prämissen werden indes aus der Sicht gesellschaftstheoretischer Überlegungen mehr und mehr problematisiert; zumal die im Begriff der "citizenship" stets mitschwingende Vorstellung einer politisch realisierten Inklusion in nationalstaatlich organisierte Gesellschaften heute - angesichts der unübersehbaren Globalisierungsprozesse - nicht mehr überzeugend erscheint. Die Beiträge suchen gegenüber dieser, vorrangig integrationstheoretisch bestimmten Lesart von "citizenship" differenzierungstheoretische Unterscheidungen zur Geltung zu bringen. Das analytische Potenzial des Begriffs - so die Erwartung des Herausgebers (8 ff., 189 ff.) - ließe sich merklich steigern, wenn dessen Konzeptualisierung auf Aspekte funktionaler (gesellschaftliche Subsysteme), segmentärer (Staaten) beziehungsweise stratifikatorischer Differenzierung (klassenbedingte soziale Ungleichheit) bezogen würde. Aus theoretisch sehr unterschiedlichen Positionen spielen die Autoren diese Überlegungen an Themen wie Nationalismus, Sozialpolitik oder "civil society" durch; vier der Beiträge beruhen auf Vorträgen, die 1998 auf einem Symposium der Forschungsgruppe "Theorie des sozialen Wandels" am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld gehalten wurden.
Inhalt: Klaus Holz: Die soziale Position der Staatsbürger (7-29); Armin Nassehi / Markus Schroer: Staatsbürgerschaft. Über das Dilemma eines nationalen Konzeptes unter postnationalen Bedingungen (31-52); Alois Hahn: Staatsbürgerschaft, Identität und Nation in Europa (53-72); Rogers Brubaker: Staatsbürgerschaft als soziale Schließung (73-91); Mathias Bös: Die rechtliche Konstruktion von Zugehörigkeit. Staatsangehörigkeit in Deutschland und den USA (93-118); Stefan Vogt: Arbeiterbewegung und nationale Integration. Zum Verhältnis von sozialer und nationaler Frage in der deutschen Sozialdemokratie (119-136); Jennifer Ridden / Bryan S. Turner: Citizenship, Civil Society, and Voluntary Associations in the United Kingdom (137-158); Rudolf Stichweh: Zur Theorie der politischen Inklusion (159-170); Georg Vobruba: Das Globalisierungsdilemma. Analyse und Lösungsmöglichkeiten (171-186); Klaus Holz: Citizenship. Mitgliedschaft in der Gesellschaft oder differenztheoretisches Konzept? (187-208).
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 2.21 | 2.35 | 2.331 | 2.64 | 5.42
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Klaus Holz (Hrsg.): Staatsbürgerschaft. Wiesbaden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11443-staatsbuergerschaft_13578, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 13578
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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