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/ 03.06.2013
Alexander Thumfart

Staatsdiskurs und Selbstbewußtsein. Sprachlich-rhetorische Formen ihrer Institutionalisierung

Amsterdam: G+B Verlag Fakultas 1996; VI, 224 S.; 39,80 DM; ISBN 90-5708-016-8
Thumfart möchte mit seinem Buch, das im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogrammes "Theorie politischer Institutionen" entstanden ist, die Debatte um den "linguistic turn" durch eine politikwissenschaftliche Perspektive bereichern. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist dabei das enge Verhältnis von Sprache, politischer Institution und subjektivem Bewußtsein, das sich im Gefolge der Arbeiten von Foucault und Lyotard in der Erkenntnis manifestierte, Sprache werde zur "politischen Institution schlechthin" (11). Ausgehend von dieser Überlegung will Thumfart das Potential der Sprache als wesentliches Kriterium für eine im eigentlichen Sinne politische Definition und Analyse von Institutionen herausarbeiten. Dazu gibt er zunächst einen Überblick über die gängigsten soziologischen Institutionentheorien (Durkheim, Weber, Luhmann u. a.), um festzustellen, daß Sprache in diesen Theorien "lediglich in einem instrumentell-medialen Sinne" (50) auftaucht. Daran schließen sich allgemeine Betrachtungen zur philosophischen Rhetorik an, die Thumfart mit dem Ergebnis abschließt, daß Sprache das Selbst konstituiert und die politische Gemeinschaft institutionalisiert. Im Hauptteil des Buches widmet sich Thumfart der Rolle der Sprache und ihrer Wechselwirkung zur Politik in den Werken von Hobbes, Vico und Hume. Hier findet er in der Tat reiches Anschauungsmaterial für seine These, daß Sprache nicht nur instrumentelle, sondern konstitutive Bedeutung für die politische Realität hat. Dies führt ihn zurück zu Aristoteles, wenn er bemerkt: "Auch neuzeitlich ist der Mensch ein politisches Sprachwesen, aber er ist es ohne Rückversicherung und Rückbindung an ein metaphysisch Wahres, Dauerndes und Vorgeordnetes." (193) Damit leistet die Untersuchung in der Tat einen Beitrag zur theoretischen Fundierung einer politikwissenschaftlichen Definition und Analyse von Institutionen, die sich auf ideengeschichtliche Erkenntnisse zur Rolle der politischen Sprache stützen kann.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.215.415.3 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Alexander Thumfart: Staatsdiskurs und Selbstbewußtsein. Amsterdam: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1931-staatsdiskurs-und-selbstbewusstsein_2308, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2308 Rezension drucken
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