Die Beiträge der Universitätsprofessoren, -mitarbeiter und freien Publizisten entstanden im Zusammenhang mit dem Symposion Aspekte der "Häftlingsgesellschaft" im GULag und in deutschen Konzentrationslagern im Dezember 1995 in Hietzing. Die Zusammenstellung der Themen soll keine vergleichende Gegenüberstellung dieser beiden grauenvollen Kapitel europäischer Geschichte sein, sondern vielmehr einen Zugang zu den noch unzureichend erforschten "Innenansichten" der jeweiligen Häftlingsgesellschaften ermöglichen, mit der Fragestellung, wie die Zwangsgemeinschaften zwischen den Häftlingen organisiert waren, welche internen Hierarchien und Unterdrückungsprinzipien entstanden, aber auch welche Solidaritäts- und Widerstandspotentiale dennoch existierten. Die Tatsache, daß die Häftlingsgesellschaft keineswegs immer eine "egalitäre Opfergesellschaft im Sinne gleich schlechter Überlebenschancen für alle Häftlinge war" (9), hat das reibungslose Funktionieren der Maschinerien oft erst ermöglicht. Inhalt: Vorwort (Robert Streibel / Hans Schafranek): Häftlingsgesellschaften im Vergleich (9-15); Gerhard Armanski: Der GULag - Zwangsjacke des Fortschritts (16-44); Gerhard Botz: Binnenstrukturen, Alltagsverhalten und Überlebenschancen in Nazi-Konzentrationslagern (45-71); Irina Scherbakova: Erinnerung und die Strategie des kollektiven und individuellen Überlebens im GULag (72-91); Falk Pingel: Individuelle und kollektive Überlebensstrategien im Konzentrationslager (92-123); Karin Hartewig: Wolf unter Wölfen? Die kommunistischen Kapos im Konzentrationslager Buchenwald (124-144); Helga Embacher: Frauen in Konzentrations- und Vernichtungslagern - weibliche Überlebensstrategien in Extremsituationen (145-167); Meinhard Stark: Deutsche Frauen im GULag (168-205); Ulla Plener: Quellen persönlicher Widerstandskraft kommunistischer Häftlinge (206-219); Johannes Tuchel: Möglichkeiten und Grenzen der Solidarität zwischen einzelnen Häftlingsgruppen im nationalsozialistischen Konzentrationslager (220-235).