2013 jährte sich die Unterzeichnung des deutsch‑französischen Freundschaftsvertrags, des Elysée‑Vertrags, zum fünfzigsten Mal. Er begründete eine umfassende Zusammenarbeit nicht nur auf politischer, sondern auch auf kultureller, wirtschaftlicher und juristischer Ebene, die zu Recht als Vorbild für die europäische Integration gilt. Doch allem Jubel zum Trotz: Von einer außergewöhnlichen Beziehung kann nur noch bedingt die Rede sein, was nicht zuletzt in der aktuellen Krise mehr als deutlich wird. Dieses Jahrbuch des Frankreichforums der Universität des Saarlandes fragt kritisch nach dem Stand und den Perspektiven der zwischenstaatlichen Kooperationsbeziehungen, die aus interdisziplinärer Sicht analysiert werden. Die Beiträge sind aus einer öffentlichen Ringvorlesung der Universität hervorgegangen. Im ersten Teil werden die Kultur‑ und Medienbeziehungen beider Länder in den Fokus gerückt. Hans‑Jürgen Lüsebrink legt in seinem interessanten Beitrag dar, wie sich die Emotionsgeschichte der deutsch‑französischen Beziehungen in den vergangenen zweihundert Jahren entwickelte. Von Hass und gegenseitiger Faszination geprägt, ergibt sich eine vielschichtige und wechselhafte Beziehung. Mit deren Normalisierung scheint sich jedoch, so die spannende These, das nachlassende Interesse am Nachbarland zu erklären. Im zweiten Teil folgen Aufsätze über die vielfältigen politischen, juristischen und ökonomischen Kooperationen, wobei Beispiele der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit breiten Raum einnehmen. Im dritten Teil folgt die zum Teil sehr persönliche Schilderung individueller Erfahrungen wie der Bericht von Anna Tüne über ihre Kindheit in Frankreich. In den beiden folgenden kurzen Aufsätzen wird der gegenwärtige Stand der bilateralen Beziehung analysiert, um die es nicht zum Besten steht. „Wo bleibt das Positive? In der Rückbesinnung darauf, wo man denn herkommt. Auf welchem Tiefpunkt die Beziehungen begonnen haben. Und dass es, daran gemessen, nur besser werden kann.“ (214) Der Band schließt mit zwei Berichten zum Stand und zur Geschichte der Universität des Saarlandes und einem breiten Rezensionsteil zu aktuellen Forschungstiteln.