Gesellschaftswiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: H. Müller. – Schörnig präsentiert eine theoretisch-empirische Analyse der US-Rüstungsindustriepolitik in den 90er-Jahren. Zur Erklärung des Forschungsstandes greift er auf die Großtheorien der Internationalen Beziehungen zurück. Das zentrale Anliegen des Autors ist es, zu analysieren, welche der existierenden Theorien am besten die Beziehungen zwischen dem Staat und der Rüstungsindustrie erklären kann. Bei der Untersuchung handelt es sich demnach um einen Theorietest, der ausgewählte Fälle auf der Basis der Aussagen des Neoliberalismus, des Neorealismus und des Konstruktivismus untersucht und so die Erklärungskraft der jeweiligen Theorie evaluiert. Die USA wurden insofern als Beispiel gewählt, als sie die theoretischen Bedingungen an den Untersuchungsgegenstand – wie das Vorhandensein demokratischer Strukturen, die Verantwortung einer nationalen Administration sowie der Zugang zu Informationen über die politische und gesellschaftliche Debatte – am ehesten erfüllten. Methodisch bedient sich Schörnig sowohl qualitativer als auch quantitativer Verfahren. Nach einer Auseinandersetzung mit den Theorien geht er auf die historischen Bedingungen des Verhältnisses zwischen der amerikanischen Regierung und der Rüstungsindustrie ein. Der Autor beschreibt zunächst, wie sich dieses seit Beginn des Kalten Krieges dargestellt hat, bevor er konkret auf jüngere Entwicklungen unter Präsident George H. W. Bush eingeht. In einem weiteren Kapitel geht es um die sicherheitspolitischen Strategien der Regierung unter Bill Clinton. Schörnig kommt zu dem Ergebnis, das neorealistische und konstruktivistische Ansätze in geringerem Maße zur Beantwortung der zugrunde liegenden Forschungsfrage beitragen können, als dies bei der Theorie des Neoliberalismus der Fall ist. Die Arbeit bietet eine aufschlussreiche Analyse der Beziehungen zwischen der US-Regierung und der Rüstungsindustrie, die sich in aktuelle Diskussionen über die Zusammenhänge zwischen Politik und Industrie hinsichtlich des Irak-Krieges einreiht.