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/ 11.06.2013
Wilhelm K. Essler / Joachim Labude / Stefanie Ucsnay

Theorie und Erfahrung. Eine Einführung in die Wissenschaftstheorie

Freiburg i. Br./München: Verlag Karl Alber 2000 (Alber Studienbuch); 257 S.; kart., 14,32 €; ISBN 3-495-47972-4
Täglich erreichen uns neue Erfolgsmeldungen wissenschaftlich-technischen Fortschritts, und nur noch selten dringen jenseits reflexionsvergessener Machbarkeitsillusion Fragen nach den Grundlagen unseres Wissens bis zur öffentlichen Wahrnehmung vor. Das ist insofern bedauerlich als ein Rekurs auf die Voraussetzungen der Erfahrung dem verwirrten Betrachter den erkenntnistheoretischen Boden unter den Füßen wiederherstellen kann, der von fortschrittsgläubiger Euphorie weggezogen schien. Diese Einführung in die Wissenschaftstheorie stellt deshalb nur vordergründig ein anachronistisches Unterfangen dar, wenn hier der Blick einmal nicht starr nach vorn gerichtet wird. Denn die Beschäftigung mit den ersten Fragen wissenschaftlichen Erkennens hilft, den wissenschaftlichen Diskurs durch begriffliche und methodische Klärungen in seiner Autonomie zu stärken und vor Hegemonie-Ansprüchen partikularer Wissensbereiche zu schützen. Dazu verlassen die Autoren den "Fundamentalismus Kants" (6), indem sie relativierend auf für den jeweiligen Erfahrungsbereich konstituierenden metaphysischen Voraussetzungen bestehen. Apriorische, alles Wissen strukturierende Grundbegriffe gibt es nicht, jegliches Instrumentarium wie auch das Erkennen selbst hat schon seine theoretische Unschuld verloren beziehungsweise ist theoriegeleitet. Ausgehend von dieser Position zeichnen die Autoren den Weg wissenschaftlicher Erfahrung theoretisch nach: Als Hintergrundannahmen akzeptierte Axiome werden über operationale Verfahren auf das jeweilige wissenschaftliche Anwendungsfeld in der Realität bezogen und aus einer Vielzahl von Messdaten werden gesetzmäßige Zusammenhänge herausgefiltert. In einem letzten Teil geht das Buch den Begriffen als sprachlichen Phänomenen nach. Die Analyse führt zum Ausweis verschiedener Sprachebenen, mit deren Hilfe die unterschiedlichen Aussagen empirischer Wissenschaften analysiert werden können. Inhaltsübersicht: I. Theorie und Beobachtung; II. Messung und Messtheorie; III. Metaphysische Anfangsgründe der Mechanik; IV. Metaphysik der Erfahrung; V. Das epistemologische Aufbauen von Welten.
Dirk Märten (DM)
Rubrizierung: 5.2 Empfohlene Zitierweise: Dirk Märten, Rezension zu: Wilhelm K. Essler / Joachim Labude / Stefanie Ucsnay: Theorie und Erfahrung. Freiburg i. Br./München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11022-theorie-und-erfahrung_13030, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13030 Rezension drucken
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