Die Totalitarismustheorie gilt der deutschen Linken seit der Studentenbewegung als eine konservative Theorie, mit der alle Ansätze sozialistischer Experimente diskreditiert und im Gegenzug die Verbrechen des Nationalsozialismus relativiert werden sollten. Dabei stammen einige der ersten und theoretisch anspruchsvollsten vergleichenden Analysen von Sowjetkommunismus und Nationalsozialismus aus der Feder von sozialdemokratischen und kommunistischen Intellektuellen. Diesen Zusammenhang wollten im November 2004 die Teilnehmer der Konferenz „Linke Totalitarismuskritik. Erklärungsmodelle und Strategien – Eine deutsche Bilanz“ ergründen, die vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Kurt-Schumacher-Gesellschaft e.V. organisiert wurde. Der Band gliedert sich in Studien zu Leninismus und Faschismus in der Weimarer Zeit, Analysen emigrierter Intellektueller und Sozialwissenschaftler während der Zeit des Nationalsozialismus sowie weiterführende Reflexionen, die unter dem Eindruck des Kalten Kriegs entstanden waren. Ein vollständiges Abbild sozialistischer und sozialdemokratischer Totalitarismustheorien kann und soll mit dem Band nicht geliefert werden, er deckt aber ein sehr breites Spektrum bekannter und weniger bekannter Theoretiker, von Rosa Luxemburg und Karl Kautsky über Hermann Heller, Eduard Heimann, Franz Borkenau und Arthur Rosenberg bis Ernst Reuter, Ernst Fraenkel und Herbert Marcuse ab.