/ 22.06.2013
Deniz Göktürk / David Gramling / Anton Kaes / Andreas Langenohl (Hrsg.)
Transit Deutschland. Debatten zu Nation und Migration. Eine Dokumentation
Konstanz: Konstanz University Press 2011; 878 S.; brosch., 39,90 €; ISBN 978-3-86253-004-5Diese dokumentierte Geschichte der Einwanderung und kulturellen Heterogenität in beiden deutschen Staaten seit 1955 veranschaulicht auf eindrucksvolle Weise die zahlreichen Konflikt- und Entwicklungslinien in den Diskursen über Zugehörigkeit und das politisch-kulturelle Selbstverständnis. Während viele Jahrzehnte über die kulturellen Vorbedingungen zur sozialen Integration von Zuwanderern gestritten und ein multiethnisches Selbstverständnis als Einwanderungsgesellschaft von der Mehrheitsgesellschaft abgelehnt wurde, sind (Post-)Migranten zunehmend im Kultur- und Mediensektor öffentlich präsent und leisten „Widerstand gegen die Repräsentationslogik von zugeschriebenen sozialen und kulturellen Kategorisierungen“ (34). Das Handbuch vereint über 250 Beiträge von Sozialwissenschaftlerinnen, Politikern, Journalistinnen und Kulturschaffenden, nachzulesen sind auch biografische Dokumentationen bis hin zu Auszügen aus Hausordnungen, Verwaltungsvorschriften und Gesetzestexten. Die Materialien werden als Verweisungskommentare zu verschiedenen Diskursfeldern präsentiert, die zu weiteren Debatten über die Bedingungen einer sich transformierenden Erinnerungskultur beitragen sollen. Dabei werden die thematischen Schwerpunkte wie Arbeitsmigration, Fremdenfeindlichkeit, Staatsbürgerschafts- und Zuwanderungsrecht, Religionsausübung, „Inszenierte Vielfalt“ (355), Mehrfachzugehörigkeiten, Teilhabe an Kultur und Öffentlichkeit, Europäisierung u. a. jeweils durch kontroverse öffentliche Stellungnahmen, aber auch Dokumente der Alltagskultur wie z. B. Liedtexte, Interviews und Selbstdarstellungen von Vereinen kontrastiert. Die Beiträge werden jeweils kurz in ihren historischen Kontext eingeordnet und eröffnen „wechselseitige Kommentarbeziehungen“ (38). Der Band versteht sich somit auch als Beitrag, die Erinnerungskultur und die politischen Selbstverständigungsdebatten in Deutschland für die Heterogenität der hier lebenden Menschen zu öffnen. Die englische Originalausgabe „Germany in Transit“ (2007) entstand in einem interdisziplinären Forschungsprojekt an der University of California und wurde für diesen Band deutlich erweitert und aktualisiert.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.35 | 2.343
Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Deniz Göktürk / David Gramling / Anton Kaes / Andreas Langenohl (Hrsg.): Transit Deutschland. Konstanz: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32657-transit-deutschland_38984, veröffentlicht am 16.06.2011.
Buch-Nr.: 38984
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Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
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