/ 22.06.2013
Matthias Stenger
Transnationale Parteienzusammenarbeit. Die Beziehungen der deutschen und portugiesischen Christlichen Demokraten von der Nelkenrevolution bis zum Vertrag von Maastricht (1974-1992)
Düsseldorf: Droste Verlag 2011 (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 60); 492 S.; 49,- €; ISBN 978-3-7700-1911-3Geschichtswiss. Diss. Köln; Gutachter: A. Doering-Manteuffel, H.- O. Kleinmann. – Nach dem Sturz des autoritären Regimes geriet Portugal Mitte der 70er-Jahre ins Zentrum des Ost-West-Konfliktes. Die Europäer fürchteten einen kommunistischen Umsturz und, in der Logik der Dominotheorie, damit eine Gefahr für das demokratische Europa. Laut Stenger war das Interesse der europäischen Christdemokratie an Portugal folgerichtig auch kein primär parteipolitisches, sondern ein machtpolitisches. Vor diesem Hintergrund untersucht er die Beziehungen zwischen den deutschen und den portugiesischen Christdemokraten. Er stellt fest, dass sich die deutschen Christdemokraten in Bezug auf die Etablierung enger Verbindungen mit den neuen Machthabern in Portugal in einer doppelt ungünstigen Position befanden: Zum einen verfügten sie über keinerlei Kontakte zu den neuen Akteuren, zum anderen sahen die Meinungsführer der Revolution sie als reaktionäre, dem alten Regime verbundene Kräfte an. Die Entscheidung für einen politischen Partner in Portugal kam daher erst spät und fiel dann auch nicht auf den eigentlichen Wunschkandidaten, die Demokratische Volkspartei (PPD), sondern auf das Christlich Soziale Zentrum (CDS). In Bezug auf die Kooperation beider Parteien unterscheidet der Autor zwischen finanziellen, politisch-fachlichen und politisch-moralischen Unterstützungsmaßnahmen. Letzteren weist er vor dem Hintergrund, dass nur rund ein Dutzend Personen in der CDU fortdauernd über die Portugalpolitik ihrer Partei informiert waren, die größte Bedeutung zu. Die portugiesischen Christdemokraten orientierten sich zunächst an den von ihren Parteifreunden angebotenen Konzepten, übernahmen diese aber ihren Bedürfnissen entsprechend in stetig abnehmendem Umfang. Stenger bilanziert, dass von der indirekten Förderung durch eine Partei nicht automatisch ein Einfluss auf die entsprechenden Politikinhalte der Schwesterpartei ausgeht.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.22 | 2.331 | 4.2 | 2.61 | 2.25 | 2.2
Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Matthias Stenger: Transnationale Parteienzusammenarbeit. Düsseldorf: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33553-transnationale-parteienzusammenarbeit_40158, veröffentlicht am 12.08.2011.
Buch-Nr.: 40158
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