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/ 24.10.2013
Daniela Marie Wörner / Annette Roensch (Hrsg.)

(Un)abhängig?! Beziehungen zwischen Lateinamerika und der EU

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2012 (Schriftenreihe zu den Passauer Lateinamerikagesprächen 6); 99 S.; brosch., 16,95 €; ISBN 978-3-631-63947-4
Mit den vier Beiträgen des Bandes wird ein Ausschnitt aus den Passauer Lateinamerikagesprächen, die 2011 stattfanden, vermittelt. Gemeinsame Ausgangsbasis der Erörterungen sind die Feststellungen, dass Europa und Lateinamerika zwar über eine lange gemeinsame Kolonialvergangenheit sowie gemeinsame Werte und Sprachen verfügten, Lateinamerika sich aber zunehmend emanzipiere und Europa aus dieser Perspektive nun erstmals einen relativen Bedeutungsrückgang erlebe. Klaus Bodemer und Claudia Zilla gehen in ihren Beiträgen dieser Entwicklung mit Blick auf die politischen Beziehungen nach und verweisen auf vielfältige, aber nicht immer besonders intensive Austauschprozesse. „Brasilien ist nicht Paraguay und Deutschland nicht Irland“ (40), umschreibt Bodemer die höchst unterschiedlichen Gegebenheiten und damit auch die divergierenden Interessen. Wie asymmetrisch man sich gegenübersteht, verdeutlicht Claudia Zilla am Beispiel des Lateinamerika‑Konzeptes der Bundesregierung. In diesem wird das Thema der Migration in einem Kapitel unter der Überschrift „‚Drogen und Organisierte Kriminalität gemeinsam bekämpfen‘“ (53) abgehandelt – das Potenzial durch einen Austausch der Menschen werde völlig verkannt, kritisiert Zilla, und die lateinamerikanische Perspektive fehle völlig. Diese Haltung ist auch im zweiten Teil über die wirtschaftlichen Beziehungen zu finden. Tobias Lambert beschreibt in einem der beiden Beiträge die negativen Folgen des Sojaanbaus in Südamerika für den europäischen Markt. Dieser Anbau habe die Abholzung der Wälder, Umweltverschmutzung, eine Belastung der Landbevölkerung durch die eingesetzten Pestizide sowie wirtschaftliche Nachteile für kleinere Bauern zur Folge – es profitierten „fast ausschließlich Großunternehmen“ (91). Der Autor fordert Europa explizit auf, sein landwirtschaftliches Modell und seine Konsumgewohnheiten zu ändern, um den Weg für faire Beziehungen zu ebnen. Insgesamt wird in den Beiträgen damit vor allem – wenig überraschend – das Ungleichgewicht im europäisch‑lateinamerikanischen Verhältnis deutlich.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.23.64.222.65 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Daniela Marie Wörner / Annette Roensch (Hrsg.): (Un)abhängig?! Frankfurt a. M. u. a.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36327-unabhaengig_44242, veröffentlicht am 24.10.2013. Buch-Nr.: 44242 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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