Der Band geht auf die im WS 2004/2005 des Cornelia-Goethe-Centrums für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse gehaltenen interdisziplinären Kolloquiumsreihe „Unrechtserfahrungen“ zurück. Im Zusammenhang mit dem längerfristigen Projekt des Centrums „Perspektiven der Geschlechtergerechtigkeit“ will dieser Band erste Zwischenbilanzen ziehen und erörtern, welche Fortschritte gemacht, welche Defizite bestehen und wie die existierenden strukturellen Barrieren überwunden werden können. Die Komplexität von Unrechtserfahrungen (zumeist von Frauen) spiegeln sich in der dargebotenen Vielfalt der untersuchten Themen wider, die von Analysen literarischer Texte, über Betrachtungen des Unrechtssystems Recht bis hin zu gesellschaftlichen Unrechtsdiskursen im Zusammenhang mit ehelicher Gewalt reichen. Besonders deutlich wird über alle Disziplingrenzen hinweg, dass die Sicherung und Wahrung von Frauenrechten als integraler Bestandteil der Menschenrechte weiterhin problematisch ist, da Missachtung und Verletzungen von Frauenrechten noch immer überwiegend dem privaten Raum (z. B. Genitalverstümmlung, Vergewaltigung) zugeschrieben und Teil der Geschlechterarrangements zur Kontrolle von und Macht über Frauen sind. Der Band präsentiert für diese Problematik zwar keine abschließenden Antworten, wirft jedoch genügend Fragen auf, die für Unbehagen und Zweifel sorgen, wo angesichts des häufig praktizierten Kulturrelativismus Blindheit und Indifferenz gegenüber geschlechtsspezifischen Unrechtserfahrungen herrschen.