/ 11.06.2013
Ernst F. Fürntratt-Kloep
Unsere Herren seid Ihr nicht! Das politische Denken des Fidel Castro
Köln: PapyRossa Verlag 2000; 350 S.; brosch., 34,- DM; ISBN 3-89438-185-XDer Autor, selbst Professor für Psychologie, begibt sich in diesem Band zusammen mit seiner Leserschaft auf neues Terrain, indem er, nach eigenen Aussagen erstmalig, eine intensive Auseinandersetzung mit dem politischen Denken Castros wagt. Das Ganze basiert auf einer Reihe veröffentlichter Interviews und auf gut 350 Reden und Pressekonferenzen. Zieht man die nahezu sprichwörtliche Begeisterung Castros für ausufernde Reden in Betracht, ergibt dies ein breites Fundament an Quellen. Der Autor arbeitet die zentralen Stränge der Philosophie Castros heraus und systematisiert diese in generellen politischen Kategorien. Hauptziel dabei ist es, so Fürntratt-Kloep, Castro Fairness in der Auseinandersetzung angedeihen zu lassen und in der Bewertung nicht überkritisch zu sein. Leider scheint der Autor Fairness durchgängig mit Kritiklosigkeit gleichzusetzen. Dies mag nun entweder dem Umstand geschuldet sein, dass er sich nur in peripheren Fragen kompetent zur Kritik fühlt (35), oder aber an der mangelnden Distanz zum Untersuchungsobjekt liegen: Auf den ersten Seiten betont er an mehreren Stellen seine überaus große Sympathie und Hochachtung für die kubanische Revolution (13) und macht deutlich, mit wie viel Bewunderung er sich dem "Phänomen" (15) und der "Lichtgestalt" (18) Fidel Castro nähert. Dies führt zu solch unkritischen Bekenntnissen, wie: "So würde ich z. B. Fidel glatt zustimmen, wenn er meint, daß in keinem Land der Welt so viel für die Menschenrechte und Demokratie getan worden sei, wie im revolutionären Kuba" (16). Ähnlich äußert er sich auch im späteren Verlauf seines Bandes: "Auch wird man Fidel kaum widersprechen können, wenn er behauptet, daß seine Regierung sich ernsthafter um die Erfüllung des Artikel 1 (der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte), demzufolge alle Menschen frei, mit gleicher Würde und gleichen Rechten geboren sind und brüderlich zusammenleben sollten, bemühte als jede westliche." (111) Dabei lässt es Fürntratt-Kloep jedoch ungeklärt, warum und mit welchem Ziel eine Auseinandersetzung mit dem politischen Denken Castros geführt werden muss, wenn Kritik und Widerspruch doch scheinbar unnötig sind.
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 5.42 | 2.65
Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Ernst F. Fürntratt-Kloep: Unsere Herren seid Ihr nicht! Köln: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11952-unsere-herren-seid-ihr-nicht_14255, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14255
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M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
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