Utopien können als Experimente des Unmöglichen, aber Gewünschten beschrieben werden; sie geben Auskunft über den Zustand von Gesellschaften. "Utopien sind ihrem Wesen nach Vorgriffe der Beherrschten, der Unterdrückten, der Außenseiter" (32). Eine entscheidende Frage lautet, ob der Utopie in Gestalt von Träumen einer gelungenen, menschlichen Welt positive politische Lösungskapazität zukommt, oder ob sie nur als "Stachel im Fleisch des Bestehenden, als Murren der Kinder Israel" Bedeutung gewinnt (35). In der gegenutopischen Bewegung haben antike Texte die Unmöglichkeit der utopischen Idee und somit ihre Absurdität zum Gegenstand (22). Die Veränderungen in den technischen Möglichkeiten haben Utopien aus dem Zusammenhang des Wünschenswerten in den Bereich des Vorstellbaren gehoben. "Das Thema der modernen Texte, eines Huxley oder Samjatin etwa, ist gerade die Möglichkeit der utopischen Idee, positiv erfüllt zu werden" (22). Moderne Utopien sind nicht mehr nur mit der Frage des Überlebens, sondern auch mit der Befreiung der Menschen und im Blochschen Sinne mit der Befreiung der Natur verbunden. "Somit bleibt die Befreiung der Natur als utopische Kategorie mit dem Konkretwerden der menschlichen, gesellschaftlichen Beziehungen unentwegt verschränkt." (123) Hinter der hohen Abstraktion in den verschiedenen Abhandlungen vom philosophischen Umgang mit der Utopie und der kurzen, mit Fremdwörtern durchsetzten, Darstellungsform verliert sich scheinbar die Antwort auf die Frage nach dem politischen Potential von Utopien.