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/ 03.06.2013
Kurt Bayertz (Hrsg.)

Verantwortung. Prinzip oder Problem?

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1995; 314 S.; 78,- DM; ISBN 3-534-11388-8
Der Begriff der Verantwortung ist zu einem Schlüsselbegriff moralischer Verständigung moderner, hochtechnisierter Gesellschaften geworden. Sein ethischer Gehalt und seine fundamentalphilosophischen Implikationen drohen jedoch aus dem Blick zu geraten, wo der Begriff entweder zu abgegriffener Münze verkommt oder derart totalisiert wird, daß er auf den Menschen als endliches Wesen nicht mehr anwendbar ist. Es ist in dieser Situation ein verdienstvolles Unternehmen der in dem Sammelband vertretenen Autoren, philosophische Kritik sozusagen an vorderster Front der gesellschaftlichen Selbstverständigung anzusetzen. Die Beiträge leisten ein dreifaches: erstens leiten sie zu einer verantwortlichen, d. h. in kritischer Verständigung aufgeklärten Verwendung des Begriffs an; zweitens zeigen sie, daß dort, wo von Verantwortung die Rede ist, ein Problem - das Problem der Zurechnung von Handlungen - bezeichnet, und nicht schon eine Lösung formuliert wird; und drittens werden Grenzen der Verantwortung aufgezeigt. Allein die vom Herausgeber formulierte These, daß ein Verzicht auf die Annahme der Idee der Autonomie eine Verabschiedung und nicht eine Fortentwicklung der Verantwortung bedeutet (5 u. passim), macht den Band zu einem wichtigen ideologiekritischen Lehrstück im Stimmengewirr gegenwärtiger ethischer Reflexion. Inhalt: I. Genese des Begriffs und Ursprünge des Problems: Kurt Bayertz: Eine kurze Geschichte der Herkunft der Verantwortung (3-71); Franz-Xaver Kaufmann: Risiko, Verantwortung und gesellschaftliche Komplexität (72-97); Christoph Hubig: Verantwortung und Hochtechnologie (98-139); II. Theoretische Grenzen und praktische Probleme: Dieter Birnbacher: Grenzen der Verantwortung (143-183); Werner Krawietz: Theorie der Verantwortung - neu oder alt? Zur normativen Verantwortungsattribution mit Mitteln des Rechts (184-216); Hans Werner Bierhoff: Verantwortungsbereitschaft, Verantwortungsabwehr und Verantwortungszuschreibung. Sozialpsychologische Perspektiven (217-240); Hans Lenk/Matthias Maring: Wer soll Verantwortung tragen? Probleme der Verantwortungsverteilung in komplexen (soziotechnischen-sozioökonomischen) Systemen (241-286); Ulrike Arndt: Auswahlbibliographie zum Thema "Verantwortung" (287-303).
Klaus Dicke (KD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.45.1 Empfohlene Zitierweise: Klaus Dicke, Rezension zu: Kurt Bayertz (Hrsg.): Verantwortung. Darmstadt: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/877-verantwortung_769, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 769 Rezension drucken
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