/ 30.01.2014
Franziska Oehmer
Verbände in den Medien. Eine Analyse der medialen Resonanz von Interessenverbänden und deren Determinanten in deutschen und Schweizer Printmedien
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013; 203 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8487-0494-1Medienwiss. Diss. Zürich; Begutachtung: O. Jarren, P. Donges. – Diese Arbeit ist politikwissenschaftlich vor allem interessant, weil sie das Beziehungsgeflecht zweier wichtiger Akteure der gesellschaftlichen und politischen Willensbildung beleuchtet: Interessenverbände und Massenmedien. Erstere sehen sich bei der Interessenartikulation neuen Herausforderungen gegenüber, den „erodierenden Bindungen zum politischen Entscheidungsprozess“ sowie der „Transnationalisierung und Europäisierung“ (17). Da gleichzeitig im öffentlichen Diskurs allzu häufig die mediale Resonanz darüber entscheide, was als bedeutsam zu erachtet sei, könne eine „die Verbandsinteressen berücksichtigende Berichterstattung die Verhandlungspositionen im direkten Austauschprozess mit Parlamentariern, Regierungsvertretern oder Verwaltungsbeamten stärken“ (18). Allerdings wurden die Determinanten für die mediale Auswahl von Verbänden bisher kaum systematisch untersucht. Diese Forschungslücke schließt Franziska Oehmer, indem sie für einen zweijährigen Untersuchungszeitraum die mediale Resonanz der deutschen und Schweizer Verbände in überregionalen Tageszeitungen analysiert. Nicht nur wird der Akteur Interessenverband, abgrenzend von Vereinen oder Stiftungen, definiert. Auch Theorien der Nachrichtenauswahl sowie die Bedeutung des politischen und rechtlichen Systems beider Länder werden als Rahmenbedingungen beschrieben. Bereits daraus ergeben sich Erkenntnisse über die Anzahl in verschiedenen Handlungsfeldern tätiger Verbände. Die eigentliche, quantitative Analyse basiert auf einem disproportionalen Schichtenstichprobenverfahren. Die Autorin präsentiert ihre Befunde zur medialen Resonanz und deren Determinanten als Ergebnisse bivariater Datenanalyse sowie Mediations‑ und Regressionsanalysen: Während politisch‑gesellschaftlich relevante Verbandstypen (Wirtschafts‑ und Sozialverbände) medial besonders große Resonanz erfahren, werden Kultur‑ und Religionsverbände kaum beachtet. Auch zeigt der Ländervergleich Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz, die unter anderem von den Partizipationsmöglichkeiten (Referenden etc.) herrühren.
Frank Kaltofen (FK)
Politikwissenschaftler, Promotionsstudent, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.1 | 2.5 | 2.22 | 2.331 | 2.333
Empfohlene Zitierweise: Frank Kaltofen, Rezension zu: Franziska Oehmer: Verbände in den Medien. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36665-verbaende-in-den-medien_44654, veröffentlicht am 30.01.2014.
Buch-Nr.: 44654
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Politikwissenschaftler, Promotionsstudent, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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