Primär als juristisches Lehrbuch gedacht und entsprechend systematisch aufgebaut präsentiert sich die "Verfassungsgeschichte" der beiden Rechtswissenschaftler Frotscher und Pieroth. Das Spezifische ihres Ansatzes ist es, Verfassungsgeschichte "aus der Perspektive des Jetzt" (3) zu betrachten: Die Geschichte soll die Gegenwart erhellen, geltendes Verfassungsrecht in seinem Geworden-Sein erkennbar werden. Das Grundgesetz bildet dabei nicht nur das Ziel, sondern auch den Maßstab der Betrachtung; die Autoren bekennen sich ausdrücklich zu einem wertenden, allerdings gegenüber dem Gegebenen nicht kritiklos-apologetischen Verhältnis zu ihrem Gegenstand. Weil nach den Wurzeln des Grundgesetzes gesucht wird, finden nicht nur die Verfassungsentwürfe der amerikanischen und französischen Revolution Beachtung, sondern auch die Zeit des Nationalsozialismus - immerhin hat auch diese historische Erfahrung prägend auf die deutsche Nachkriegsverfassung eingewirkt. Die Art der Darstellung und die Einbeziehung historischer Quellen finden sicher auch das Interesse des Nicht-Juristen. Inhaltsübersicht: 1. Die Entstehung des modernen Verfassungsrechts in den USA und in Frankreich; 2. Deutschland am Ausgang des 18. Jahrhunderts; 3. Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Reformen in Preußen; 4. Der Deutsche Bund und die Anfänge des Konstitutionalismus; 5. Die Revolution von 1848 und die Paulskirchenverfassung; 6. Die Restauration nach 1848 und die Gründung des Deutschen Reiches; 7. Der Spätkonstitutionalismus; 8. Die Weimarer Republik; 9. Der nationalsozialistische Staat.